KURIER – Story 17

Kurier hat seinen Sohn losgelassen und ihm bedeutet, nach hinten in den Hof zu gehen …

Meiner Aufforderung folgend, verlässt Malte die Trinkhalle direkt wieder durch den Hinterausgang. Draußen wendet er sich um, sagt scheinheilig etwas wie: „Was willst du“, als ich ihn beinahe außer mir vor Sorge und Wut gegen die Hauswand stoße: „Du überfällst mich? Du raubst mich aus? Was bist du für ein Vollidiot?!“

„Ich …“

„Lüg nicht! Deine beiden Komplizen sind die Straße runter in meinem Auto.“

„Was …?“ Jetzt bekommt Malte plötzlich Schiss.

„Woher weiß ich wohl sonst, dass du dahinter steckst?“

„Sie wissen nicht, dass du mein Alter bist.“

„Ach, nein? Und warum nicht?“

Beschämt aber trotzig hält Malte meinen Blick. Er gibt keine Antwort.

„Weil sie dich sonst für’n Arschloch halten würden? Seinen Vater ausrauben, machen nur Arschlöcher, oder was? Du bist dazu noch ein selten dämliches Arschloch. Hast du vielleicht geglaubt, ihr kommt mit dem Scheiß durch? Los, wo ist das Zeug? Wie viel habt ihr davon schon verkauft? Wo ist das Geld?“

„Ich muss hier weg.“

„Das Einzige was du musst, ist alles abliefern. Kapiert? Ich deichsle die Sache mit den Typen. Also?“

Er schweigt.

„Wo ist es? Wo?!“

Ich weiß nicht genau, warum er klein bei gibt, aber nach ein paar Sekunden überlegen, erzählt er mir, dass sie schon etwas von dem Zeug verkauft haben und wo der Rest versteckt ist.

Ich rufe den Bodyguard an, damit er nicht misstrauisch wird, warum ich solange brauche und sage direkt: „Sie haben kein Red Bull. Willst du stattdessen Energy Max?“

„Wo bist du?“

„Ich bin hier.“ Handy am Ohr, trete ich auf die Straße hinaus, damit er mich sehen kann und winke mit einer Dose Energy Max.

„Egal. Beweg deinen Arsch wieder her.“

„Jawohl. Dann nehme ich Energy Max.“ Ich verschwinde wieder in der Trinkhalle und eile zum Hinterausgang, wo Malte wie ein Häufchen Elend wartet. „Du tust jetzt exakt das, was ich dir sage. Klar?“

Dann nehme ich meinen Sohn bei der Schulter und marschiere mit ihm zum Tresen.

Der pickelige Typ an der Kasse grinst blöde, als wüsste er genau, was für einen Scheiß Malte gebaut hat, oder er denkt, ich bin der Vater des Mädchens und darum stocksauer, vielleicht denkt er auch, mein Sohn ist ein Stricher und ich sein eifersüchtiger Sugar Daddy. Ich sage zu dem Pickeligen, dass ich an seiner Stelle nicht so dämlich grinsen würde. Der kleine Macho meint daraufhin, ich solle schleunigst bezahlen und mich bloß verpissen.

Als wir näherkommen, erkennen die beiden im Passat auf der Rückbank sitzenden Jungs ihren Komplizen. Sie grunzen und prusten anscheinend unter ihren zugeklebten Mündern, denn der Bodyguard reißt dem Seatfahrer wieder das Klebeband herunter. Ich meine zu hören, wie der Junge „Das ist er …!“ ruft und muss Malte am Arm festhalten, damit er nicht stiften geht.

Der Bodyguard springt aus dem Wagen. „Woher weißt du, dass er der Kerl ist?“

„Weil er mein Sohn ist.“

Der Bodyguard starrt mich einen Moment lang verblüfft an und rammt Malte die Faust ins Gesicht.

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