NORD STREAM SABOTAGE – Cui bono?

Nach den vier Lecks in den Nord-Stream-Pipelines läuft die Propaganda der jeweiligen Kriegsparteien zur Höchstform auf. Die üblichen KriegsgeiferInnen hierzulande schreien automatisch, die Russen wären es gewesen. Jetzt weiß ich, wie meine Großeltern sich 1939 gefühlt haben und meine Urgroßeltern 1914, als die Herrschenden völlig auf Krieg gebürstet, die Eskalation immer weiter vorantrieben, bis es endlich richtig knallte. Heute, 2022, wieder den miesen Kriegsverbrechern an den Hebeln der Macht ausgeliefert zu sein, ist schier unerträglich …

Was sind die soweit bekannten Fakten? Beide Pipelines wurden durch Explosionen (vermutlich Sprengungen) im Hoheitsbereich von Schweden und Dänemark schwer beschädigt. An einen Gastransport ist auf lange Sicht – vielleicht überhaupt nicht mehr – zu denken. Die weitere direkte russische Gasversorgung Europas, vor allem Deutschlands erscheint damit unmöglich.

Einige Überlegungen …

Unumkehrbarkeit als Strategie:

„Wenn ein General will, dass die Truppe angreift und nicht sich zurückziehen kann, dann muss er die Rückzugsmöglichkeiten verhindern und sämtliche Brücken abbrennen.“ So schreibt sinngemäß Sun Tzu in The Art of War. Hernan Cortez benutzte zu Anfang des 16. Jahrhunderts diese Strategie, damit seine Konquistadoren auch ja die Neue Welt plünderten. Bekanntlich landeten die spanischen Räuber nicht nur hochverschuldet an der Küste des heutigen Mexikos, Cortez fackelte zusätzlich die Schiffe ab, damit auch der letzte Hasenfuß begriff, dass es von nun an kein zurück mehr gab.

Stellen wir der ideologisch motivierten, hysterischen Kriegspropaganda in Politik und Systempresse die nüchterne Frage entgegen: Wem nützt die Ausschaltung der Nord-Stream-Pipelines?

Den Russen?

Putin hat mit der schweren Beschädigung der Pipelines seinen größten Hebel verloren (wenn wir es unbedingt personalisieren wollen, wie im Westen üblich). Konnte die russische Regierung bis vor zwei Tagen noch das Wiederaufdrehen des Gashahns den westeuropäischen Regierungschefs, allen voran Buka Scholz, wie eine Karotte vor der Nase herumwedeln, um eine Kursänderung angesichts der wachsenden Anti-Kriegsstimmung in weiten Teilen ihrer Bevölkerungen zu befördern, so ist mit den vier Lecks diese Strategie vereitelt worden.

Würde eine Sabotage der eigenen Pipeline dem russischen Präsidenten trotzdem nützen?

Wenn die russische Regierung die eigene Bevölkerung stärker auf eine Kriegseskalation einstimmen wollte und sie die Verantwortung für die Sabotage den Amerikaner unterschieben könnte, um für die kürzlich verkündeten Mobilmachungs-Maßnahmen usw. eine breitere Unterstützung zu erzielen, wäre es vielleicht ein Motiv. Nur, warum sollten sie dazu ihre profitabelste Infrastruktur für Geschäfte mit den Europäern opfern? Das gleiche Ziel könnten sie auch anders und mit ähnlicher Wirkung erreichen. Putin und sein Stab sind entgegen aller westlichen Propaganda rational denkende und handelnde Menschen. Dies beweist ihre bisherige Kriegsführung in der Ukraine, die nicht mit der massiven Shock-&-Awe-Strategie der Amerikaner im Iraq, den Bombardierungen in Jugoslawien, in Libyen und anderswo vergleichbar ist.

Also, waren es wirklich die Russen? Hmmm …

Nachtrag 05.10.22. Ein Tresennachbar warf nach reichlich Kölschgenuss und Hirnstürmen auf der Toilette folgende Überlegung in den Raum: Theoretisch könnten die Russen auch den Amis die Sache in die Schuhe schieben, damit die Europäer, allen voran die Bücklingsrepublik, sich empört vom Krieg abwenden und Frieden machen. – Potztausend!

Vielleicht waren es die Ukrainer?

Selenski und seine Regierung mussten befürchten, dass die Europäer ihnen eine weitere Unterstützung angesichts der wachsenden Proteste und der zunehmenden Anti-Kriegsstimmung aufgrund der explodierenden Kosten und der beschissenen Wirtschaftslage in ihren Ländern zunehmend verweigern. Eine Zerstörung der Gaspipelines bietet zwei Vorteile: Erstens, sie zwingt die Europäer, sich noch mehr um andere Lieferanten zu bemühen, womit eine weitere Abkehr von Moskau wahrscheinlicher wird. So trötete Schwitzehemd auch gleich ins Horn der Russlandbezichtiger. Frei nach dem Motto: Deutschland wehr dich. Zweitens wäre zumindest theoretisch eine Lieferung von russischem Gas über die Ukraine nach Beendigung des Krieges möglich, was Devisen ins Land brächte. Eine zu blöde Idee?

Oder die USA?

Die Amerikaner profitieren mehrfach von den Lecks: Zum einen hat die heimische Fracking-Industrie jetzt desperate Abnehmer, vor allem in Deutschland, bei denen sie ordentlich absahnen kann – die Öl- und Gaslobby ist bekanntlich der größte Kriegsmotor der US-Industrie. Zum anderen binden sie die Europäer noch stärker an sich, zerschlagen dadurch nicht nur auf lange Zeit das russische Gasgeschäft mit dem Kontinent, sie hätten vielleicht durch die Eskalation der Lage noch einen weiteren Effekt: Nämlich die Behinderung der Belt-and-Road-Initiative von Russlands Verbündeten China. Die eurasischen Wirtschaftsraumpläne enden dann am Don und nicht in mehr Duisburg. Dies wiederum ist eines der strategischen Ziele der Amerikaner, wie wir spätestens seit dem NATO-Gipfel im Sommer in Madrid wissen. (In Wahrheit verfolgen die USA diese Strategie mindestens schon seit der ersten Amtszeit Obamas.)

Noch ein Nachtrag am 05.10.2022 …

LINK: Futter für Verschwörungstheoretiker: Biden lallt in Anwesenheit des Buka Scholz vom Stopp für Nord Stream – siehste, siehste, da haben wir ihn erwischt … wirklich?

Ach ja, und Außenheini Blinken hob hervor, dass der Totalausfall eine prima Sache wäre, um Europa endlich von russischer Energie unabhängig zu machen. Wörtlich: „This is a tremendous opportunity to move Europe away from Russian energy dependence.“ Daran arbeiteten die US-Energiekonzerne schon lange, worin sie die Unsicherheitspolitker in diversen US-Administrationen tatkräftig unterstützten. Sollen wir daraus nun schließen, dass … ?

Die sogenannten Strategen in den Think Tanks überschlagen sich inzwischen mit vermeintlich rationalen Überlegungen, wie die NATO auf die Sabotageakte reagieren sollte. Hinter einem nüchternen Tonfall versteckt, aber konsequent ihrer perversen, paranoiden Logik folgend, entwerfen die Flachhirne in Washington und anderswo eilig ein Verteidungsszenario. Bei dem wie immer jeden Beweis für eine russische Täterschaft schuldig bleibenden Hohlgewäsch handelt es sich um einen Eskalationsplan par excellence.

Zum Beispiel:

https://www.csis.org/analysis/five-steps-nato-should-take-after-nord-stream-pipeline-attack

Aller Polemik zum Trotz ist unsere Ausgangsfrage nach wie vor unbeantwortet. Überlegen weiter wir, wer’s denn nun gewesen sein könnte …

Die Polen?

Die polnische Regierung gehört neben den Briten zu den größten Scharfmachern. Sie sind voll auf Linie der Falken in den USA: Russland muss in die Schranken verwiesen werden. Polen war die Ostsee-Pipeline immer ein Dorn im Auge, etwa weil sie das Land umgeht? Ein polnisches Mitglied des EU-Parlaments (und ehemaliger Außenminister) hat sich via Twitter sogar bei den USA für „die Sabotage der Pipelines“ bedankt. Nicht die feine diplomatische Art, aber sehr entlarvend. Der Tweet wurde inzwischen gelöscht, wie ich vernommen habe. Lag wohl an den überschäumenden Gefühlen. Bitte selber beurteilen …

Gücksschauer aus Warschau? (Quelle: youtube screenshot, The Grayzone, 12.10.22)

Die Briten?

Der Juniorpartner steht treu an der Seite der über ihn hinausgewachsenen ehemaligen Kolonie und macht alles, um sich weiterhin als Großmacht zu fühlen. Die britischen Regierung ist ein elender Haufen von schwerreichen, kriminellen Kriegstreibern, deren Lieblingsfeind Russland ist, das sie bei jeder Gelegenheit nicht müde werden zu attackieren – obgleich die Londener City, die größte Schwarzgeldwaschanlage der Welt, russische Oligarchen und deren Geld mit offenen Armen aufnahm und aufnimmt. Der Ukrainekrieg war Bojos Churchill-Moment, der ihm das Amt retten sollte, zumindest in seiner beschränkten Vorstellung. Außerdem haben die Briten und ihr elender MI6 hinreichend Erfahrung in solchen dreckigen Sabotagemanövern. Leiden His Royal Majesty Imperialisten immer noch an der großen Schmach, die ihnen der lange unerkannt gebliebene KGB-Maulwurf und Überläufer Kim Philby vor 60 Jahren zufügte?

Die Deutschen? Sappalot!

Im Ernst? Nein, natürlich nicht. Aber trotzdem … also abgesehen davon, dass die Deutschen für solche Anschläge zu viele Skrupel besitzen oder einfach zu blöde sind, wie Spötter in Großbritannien, den USA und Frankreich behaupten, würden nur die KriegsgeiferInnen wie die Bundesaußenamöbe oder die graue Giftspritze und vertrottelte Scharfmacher im und außer Dienst der Bundeswehr davon profitieren. (Von Letzteren wimmelt es in den Systemmedien nur so.) Denn dann könnten die strammen Honks von der Vaterlandsvorwärtsverteidigung, die mit Werbevideos auf Youtube leichtgläubigen Dumpfbacken im Lande erklären, wie Panzerschlachten gehen, vielleicht ihre feuchten Träume realisieren und sich für die Niederlage revanchieren, die der Ivan 1945 ihren Groß- und Urgroßvätern beigebracht hat. Aber so viel wagnerischen Todessehnsucht oder videogametrainierte Übermenschverblödung besitzt in dieser Bücklingsrepublik niemand mehr, oder vielleicht doch schon wieder?

Das World Economic Forum?

Führer Klausis totalitärer Technofeudalkapitalismus-Verein will angeblich die Welt von dem Klimakiller CO2 befreien, war das Ausschalten der Pipelines ein erster opportuner Schritt? Ein Vorspiel zu mehr?

Gar die EU-Kommission?

Die neoliberale Kriegseinpeitscherin und Sanktionsfetischistin UvdL (sprich Ufdell) könnte sich nach erfolgreicher Sprengung auf Notwehr berufen und als weitsichtige Retterin feiern lassen, weil sie Azerbaijan rechtzeitig einen Persilschein als präferierten Handelspartner ausgestellt hat, um die entstandene Gaslücke schließen zu helfen. Ätsch!

Etwa besagtes Azerbaijan … ?

Oder vielleicht irgendwelche anderen möglichen Gaslieferanten von wo weiß was ich noch woher?

Bestimmt habe ich viele weitere potenzielle Player und mögliche oder sogar tatsächliche Motive für die Anschläge vergessen. Der Grundgedanke ist dennoch klar: Nur die wahren Kriegstreiber und -profiteure gewinnen bei einer Eskalation des Konfliktes. Der Ukrainekrieg ist ein Stellvertreterkrieg der USA – welche die NATO-Blockflöten komplett zum mitmachen vergattert hat – gegen Russland und indirekt damit auch gegen China, das Russland aus Selbstschutz im Februar seine volle Unterstützung zusagte, da die Führung in Peking weiß, sie steht ganz oben auf der „US-Abschussliste“.

Am besten wir formulieren die Frage nach dem cui bono unter dem Aspekt der langfristigen strategischen Zielsetzung und wie die vier Lecks in den Gasröhren am Grund der Ostsee diese befördern, dann wird der Kreis der Verdächtigen sich bestimmt sehr schnell auf einen Player verdichten.

Preisfrage: Wer dieser Player wohl ist? Hmmm, mal scharf überlegen …

Und wen hat besagter Player dafür eingespannt, um seine eigene Urheberschaft in der Sache glaubhaft abzustreiten? Ihre wisst schon, von wegen plausible denial und so fort.

Natürlich können meine Gedanken in eine absolut falsche Richtung zielen. Ohne konkrete Beweise ist alles reine Spekulation. Genau wie bei den KriegsgeiferInnen, denen die Systenpresse mächtig Gehör verschafft, damit sie ihre ideolgischen Ergüsse als Wissen und Wahrheit verkaufen können. Meinungen haben schließlich schon vor Jahren verifizierte Fakten und darauf bauende Argumente abgelöst.

Schöne Scheiße.

Nachtrag

Ach, noch was. Den Arschlöchern, die diese Anschläge auf die Nord-Stream-Pipelines durchgezogen haben, ist eines jedenfalls scheißegal: Die schlimmen Folgen der Methangasfreisetzung für die Globale Aufheizung. Diese Verbrecher sind genauso niederträchtig und gewissenlos, wie die Grünen, denen Krieg offenkundig auch viel wichtiger ist als der Klimaschutz.

Welch erbärmliche Erkenntnis.

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