Auf den Golanhöhen habe es einen Raketenangriff gegeben, der 12 unschuldige Kinder auf einem Fußballplatz tötete, ließ die Regierung Netanyahu verlauten. Eine Rakete iranischer Herkunft vom Typ Falaq-1, abgefeuert von der Hisbollah, soll die Kinder getötet haben. Hisbollah bestreitet, den Fußballplatz beschossen zu haben, vielmehr habe man ein militärisches Ziel in der Nähe anvisiert. Was ist passiert … ?
Entweder Hisbollah lügt oder hat sich schlichtweg beim Anvisieren vertan, oder die Rakete auf die militärische Einrichtung wurde von einer Iron-Dome-Abfangrakete gestoppt und die Trümmer schlugen auf dem Fußballplatz ein.
Für letzteres sprechen zwei Umstände:
1) Hisbollah nimmt keine zivilen Einrichtungen, insbesondere keine arabischen unter Beschuss, das haben sie seit Beginn der Feindseligkeiten nach dem 07. Oktober erwiesener Maßen nicht getan;
2) Die Iron-Dome-Abwehr hat mindesten schon zweimal ähnliche Schäden und auch mit Todesopfern in der Gegend verursacht.
Weshalb gibt sich die israelische Regierung nun so empört und kündigt massive Vergeltung gegen Hisbollah-Stellungen und -gebiete bis nach Beirut und weiter an? Gute Frage. Bohren wir nach.
GEWISSENSTEST
Gehören die Golanhöhen zu Israel? – Nein, sie sind seit 1967 illegal besetzt.
Wurden israelische Kinder getötet? – Nein, die Opfer sind Kinder der dort lebenden Drusen.
Akzeptieren die Drusen die israelische Besetzung? – Nein, sie fühlen sich als Syrer wie ihre Verwandten auf syrischer Seite.
Haben die Drusen das Angebot Netanyahus angenommen, sie zu besuchen, um mit ihnen zu reden? – Nein, sie betrachten Israel als illegale Besatzer (wie der IGH übrigens auch) und wollen wieder an Syrien angegliedert werden.
Haben die Drusen das Angebot angenommen, einen offiziellen Vertreter der israelischen Regierung zu der Beerdigung der Kinder zu entsenden? – Nein, sie betrachten Israels Besetzung als das ursächliche Problem.
Glückwunsch! Bibi erhält 100 von 100 Weißwaschpunkten. Israel hat wirklich allen Grund, sich zu rächen.
DEUTSCHE PARTEILICHKEIT
Liest man den Beitrag im Deutschlandfunk zur Situation, dann weiß man nicht, zu welcher Volksgruppe die Opfer gehören. Ebenso wenig erfahren die Leser den Namen des Ortes Majdal Shams, dafür aber, dass das Unglück in den „von Israel annektierten Golanhöhen“ stattgefunden hat. Potztausend.
Beim Lesen der NZZ erfährt der von deutschen Nachrichten für nur bedingt informationswürdig eingeschätzte Interessierte die wesentlichsten Fakten, dazu noch die Aussage, dass es jetzt wohl zum großen Krieg mit der „Iran-hörigen Miliz“ und damit auch dem Iran kommen könne.
Ach ja vom Krieg schreiben die Deutschen auch. Ebenso, dass unser Auswärtiges Amt von Reisen in den Libanon abrät und den sich dort aufhaltenden Deutschen einen raschen Abflug empfiehlt. Die „Staatsräsonisten“ flüstern von „Vermeidung von Eskalation“ und appellieren natürlich an die Vernunft – wessen eigentlich? –, lassen ihre Systemmedien aber propagandistisch im Sinne Bibis berichten.
BOMBENSTIMMUNG
Israel hat sich nämlich inzwischen für militärische Gegenschläge entschieden. Zeitpunkt und Umfang sind noch offen. Die Motive liegen auf der Hand.
Netanyahu hat letzte Woche bei seinem Schaulaufen im US-Kongress vor mehr als 400 kriegsgeilen Abgeordneten und Senatoren (ein paar haben sich geniert zu erscheinen) erneut für den Krieg mit dem Iran geworben. Die Leier verkündet er bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit seit nunmehr 25 Jahren. Für seine Bombenorgien braucht Israel bekanntlich die Unterstützung der USA, ohne die geht’s nicht. Ohne die ginge auch das Gemetzel in Gaza nicht.
Noch haben in den USA die Gegner eines Waffenganges mit dem Iran (und ggf. dessen Verbündete Russland und China) die Oberhand. Optimisten fragen sich, wie lange wohl. Natürlich haben alle US-Politiker den „hinterhältigen“ Raketenangriff der Hisbollah auf unschuldige Kinder verdammt. Und was ist mit den Tausenden von Israel getöteten Kindern in Gaza? Die Heuchelei dieser Zombies, die ums Stimmvieh buhlen, macht fassungslos.
DIE GEGNER KÖNNEN NIX
Hamas, Hisbollah, der Iran und der Jemen haben aufgrund der Lufthoheit Israels und vor allem aber der USA seit über 20 Jahren Tunnelsysteme angelegt, zum Teil 70 Meter unter der Erde, die aus der Luft nicht zerstört werden können. Das beweist Israel in Gaza jeden Tag. Hingegen, wie man den Iron-Dome mit Drohnen und Rakten aushebeln kann, hat der Iran vor einigen Monaten mit seinem Vergeltungsangriff für die Bombardierung des iranischen Konsulats in Damaskus demonstriert. Und Jemen zeigte vor einigen Tagen, wie seine Drohnen Tel Aviv erreichen. Zum Glück können die Araber nix.
UNGEBREMSTE IRRE
Offensichtlich haben die Hardliner im „Heiligen Land“ das Stadium einer rationalen Lagebeurteilung längst verlassen. Messianische Vorstellungen und blanker Überlebenswille des Premierministers bestimmen die Politik. Obendrein feuern die christlichen Endzeitjünger in Amiland und anderswo Bibi und Co an. Denn knallt’s ordentlich in Nahost, dann kehrt, wie wir wissen der „Erlöser“ zurück, haut den vermaledeiten Teifi für immer aus den Hufen und alles wird himmlisch. Zumindest für die 400 oder so Auserwählten. Glauben unsere Mandatsträger, sie gehören dazu?
BÄUERCHEN STATT HALLELUJA
Pech nur, dass der schöne Globus dann kaputt ist. Wie wirre Überlieferungen vom See Genezareth klarstellen, hat der Himmel beileibe nicht Platz für jeden. Da oben ist’s eng wie in der Schlossallee beim Monopoly, deshalb werden nur würdige Personen sich dort niederlassen und zu Harfenklängen Manna schnabulieren dürfen. Schon Marx wusste, im Himmel ist Gott der Monopolist und bestimmt willkürlich über die Auslastung seiner luftigen Immobilie. Darum forderte Kalle: Alle Macht den Wolkenräten.
P.S. Sind Harfenklänge die Vorläufer der Fahrstuhlmusik? Wie scheiße ist das denn?