KEINE VERGEBUNG FÜR NIEMAND

Politik ist im „freien, demokratischen Westen“ eine Wrestling-Show, bei der die Bevölkerungen der Staaten die gleiche Funktion erfüllen, wie das Publikum bei einem WWE Smackdown. Sie bezahlen und brüllen und dürfen sich hinter einen der Charaktere scharen, der stellvertretend für sie den/die Gegner plättet oder geplättet wird. Das Drama beim Wrestling ist essenziell für die Attraktivität des Spektakels, es hat aber keine Auswirkung auf die Entscheidungen des Eigentümers, genau wie die Subjekte des Politikspektakels trotz Stimmzettel keine Auswirkung auf die Entscheidungen der Eigentümerklasse in den jeweiligen Staaten haben. Im Gegensatz zu den Vollstreckern beim Wrestling spielen die Politikvollstrecker allerdings mit den Schicksalen von Millionen Menschen. Dabei beweisen sie tagtäglich, dass sie weder die intellektuelle noch die sittliche Reife für ihre Mandate besitzen. Wer für diese Behauptung wirklich noch einen Beweis benötigt, der schaue zum Brandherd Naher Osten, wo Netanyahus Regierung alle Register zieht, damit es bald richtig knallt, und wie unsere Demokraten auf die Daueraggression und Kriegsverbrechen reagieren …

Der Horror im Gazastreifen wird in den Systemmedien gerne relativiert, wenn nicht ausgeblendet. Jetzt wo die sogenannten „Christen“ den Osterzinober zelebrieren fällt das Augenmerk auf Jerusalem und unweigerlich auf die verheerende Lage der Palästinenser in den besetzten Gebieten. Aus gegebenem Anlass hier ein Auszug aus einer Rede von Chris Hedges, welche die Situation in Gaza beschreibt:

„Die Regierung Netanyahu betreibt in ihrem Masterplan für den ,Lebensraum Gaza‘, der an die ,Entvölkerung‘ der jüdischen Ghettos durch die Nazis erinnert, gezielt die Zerstörung der medizinischen und sanitären Infrastruktur, einschließlich des Zugangs zu sauberem Wasser, und blockiert die Lieferung von Lebensmitteln und Treibstoff. Die Israelis verhängen eine Blockade der Telekommunikation. Sie tun dies, um wahllos Gewalt ,industriellen Ausmaßes’ zu verüben, die täglich Hunderte von Menschen tötet und verwundet. Durch Hunger und Epidemien ansteckender Krankheiten sowie Massaker und die Vertreibung von Palästinensern aus ihren Häusern verwandeln die Israelis den Gazastreifen in einen Friedhof.

Israels IDF hat fast 100.000 Palästinenser im Gazastreifen getötet oder schwer verwundet. Das sind beinahe einer von 20 Einwohnern. Es hat 60 % der Wohnungen zerstört oder beschädigt. Die sogenannten ,Sicheren Zonen‘ im Süden, in die etwa 2 Millionen Bewohner Gazas fliehen sollten, wurden unerbittlich bombardiert, wobei Tausende von Menschen ums Leben kamen.

Nach Angaben der UNO machen die Palästinenser in Gaza inzwischen 80 % aller Menschen weltweit aus, die von Hungersnot oder einer Hungerkatastrophe betroffen sind.

Jeder Mensch in Gaza ist hungrig.

Ein Viertel der Bevölkerung kämpft um Nahrung und Trinkwasser. Es droht eine große Hungersnot. Die 335.000 Kinder unter fünf Jahren sind stark von unterernährungsgefährdet. Den rund 50.000 schwangeren Frauen fehlt es an medizinischer Versorgung und angemessener Ernährung. Säuglinge sterben in Scharen.

Israelische Politiker und Militärs machen keinen Hehl aus ihren völkermörderischen Absichten und Vorstellungen von dem, was als Nächstes kommt, wie der südafrikanische Jurist am Internationalen Gerichtshof dokumentierte. Im September 2023, vor dem Einmarsch der Hamas und anderer Widerstandskämpfer in Israel (am 07. Oktober), zeigte der israelische Premierminister Benjamin Netanyahu auf einer Sitzung der UN-Vollversammlung eine Karte des, wie er es nannte, neuen Nahen Ostens. Der Gazastreifen, das Westjordanland und Ostjerusalem waren alle in ein größeres Israel eingegliedert worden, Palästina hatte aufgehört zu existieren.

Die Palästinenser sind gezwungen, zwischen Tod durch Bomben, Krankheit oder Verhungern oder der Vertreibung aus ihrer Heimat zu wählen. Es ist bald ein Punkt erreicht, an dem der Tod so allgegenwärtig ist, dass die Deportation für diejenigen, die leben wollen, die einzige Option sein wird. Israel betreibt Lobbyarbeit in Lateinamerika und Afrika, um Länder zu finden, die palästinensische Flüchtlinge aufnehmen. Die israelische Führung nennt diese Abschiebung ,freiwillige Migration‘.

Freiwillige Migration ist kein neues Konzept in den Annalen des Völkermords. Die Nazis haben es im Warschauer Ghetto praktiziert. Sie verteilten 3 kg Brot und 1 kg Marmelade an jeden, der sich ,freiwillig zur Deportation’ meldete. Es gab Zeiten, in denen Hunderte von Menschen stundenlang anstehen mussten, um deportiert zu werden, schreibt Marek Adelman, der einzige überlebende Kommandant des Warschauer Ghettoaufstands, in seinem Buch ,Das Ghetto kämpft’: ,Die Zahl der Menschen, die sich um drei Kilo Brot bemühten, war so groß, dass die Transporte, die jetzt zweimal täglich mit 12.000 Menschen abfuhren, sie nicht alle aufnehmen konnten.‘

Die Nazis haben ihre Opfer in Todeslager verfrachtet. Die Regierung Netanyahu will ihre Opfer in armselige Flüchtlingslager in andere Länder verfrachten. Das ist der Plan. Niemand, insbesondere die Regierung Biden (oder Trump oder die Bundesregierung oder die EU, MiC), hat die Absicht, ihn zu stoppen. (Ernüchternd ist auch die Erkenntnis, dass zwei Drittel der israelischen Bevölkerung das Vorgehen der Regierung Netanyahu gegenüber den Palästinensern mittragen/unterstützen, MiC)

Die beunruhigendste Lektion, die ich in zwei Jahrzehnten Berichterstattung über bewaffnete Konflikte gelernt habe, ist, dass wir alle die Fähigkeit besitzen, zu willigen Henkern zu werden. Es bedarf nur sehr wenig Anschub. Die dunklen Gelüste einer ethnischen Vorherrschaft, der Rache und des Hasses, der Ausrottung derjenigen, die wir als Verkörperung des Bösen verurteilen, sind nicht durch Ethnie, Nationalität oder Religion begrenzt. Wir alle können zu Nazis werden. Wenn wir nicht über das Böse, über ,unser Böses‘ wachen, werden wir wie diejenigen, die den Massenmord in Gaza begehen: zu Monstern.“

Soweit Chris Hedges. Hier sein aktuellster Beitrag zur Lage in Gaza …

Der Holocaust-Überlebende Edie Jaku sagte bei seinen Führungen durch das jüdische Museum in Sydney und auf Vorträgen: „Guilty are the bystanders. – Schuldig sind die Zuschauer.“

Wir alle schauen zu. Denn wir alle lassen unsere Mandatsträger gewähren. Damit sind wir alle schuldig. Wir sind bereits ,die Monster‘ – durch Unterlassung. Niemand hierzulande kann sich hinter einer vermeintlichen „Staatsräson“ verstecken, die sich zu recht auf die Lektion des von Deutschen verübten Holocaust, dem „Nie wieder“ beruft, aber das Massenmorden in Gaza und nun auch das gezielte Morden und Vertreiben im Westjordanland ausblendet. Unsere Mandatsträger entschuldigen das Vorgehen Israels als Maßnahmen gegen ,Terrorismus‘ und unterstützen die Täter weiterhin materiell, finanziell und ideologisch. Die Lektion des Holocaust gilt aber für alle aus ethnischen und/oder rassistischen Motiven verfolgten, bedrohten, misshandelten und ermordeten Menschen. Sonst ist sie keine Lehre, sondern ein Privileg, das nach dem Gustoprinzip gewährt wird.

Der deutschen Systemmedienpropaganda zum Trotz ist folgendes Fakt: Der Freiheitskampf der Palästinenser ist nach den UN-Statuten legitim. Israel besetzt seit 1967 den Gazastreifen, das Westjordanland und Ostjerusalem und ignoriert dank Unterstützung der USA und teilweise auch der EU und der Bundesrepublik sämtliche UN-Resolutionen, die es zum Abzug aus den besetzten Gebieten und zur Erfüllung der seit 1948 bestehenden Verpflichtung einer Zweistaatenlösung auffordern. Der IGH hat für rechtliche Klarheit gesorgt, auch wenn noch kein Urteil in dem Verfahren gegen Israel gesprochen wurde. Der Haftbefehl vom IStGH gegen Netanyahu wurde von den USA und nun auch von Ungarn ignoriert. Was müssen wir daraus schließen? Das internationales Recht keine Bedeutung hat? Dass das Recht des Stärkeren gilt? Letzteres weiß jedes Kind. Wo stehen Bundesregierung und Bundestag? Wo wohl?

Hmmm, wofür ließ sich der von Menschen erfundene „Erlöser“ an dem heutigen Tage angeblich ans Kreuz nageln? (Falls er überhaupt freiwillig auf diese Schnapsidee kam.) Für die Lüge der Vergebung? Was sonst? Das, was wir in Gaza zulassen, kann nicht vergeben werden. Anstatt zu beten, solltet ihr auf die Barrikaden gehen, Leute. Aber ihr fresst lieber Schokohasen und rennt ins Fitnesstudio. Wetten?

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