AMÖBENHIRNE GANZ FAMOS – Deutschlands Niedergang

Irgendwann nach 1999, vielleicht an einem trüben Herbstnachmittag, als die letzten Reste des 20. Jahrhunderts in die Archive der Historiker gekarrt wurden und mit ihr die deutsche Geschichte der vergangenen 100 Jahre, begann die Bücklingsrepublik lautstark Großmannsträume zu hegen. 55 Jahre buckeln, kriechen und bereichern im Windschatten des guten Freundes auf der anderen Seite des Großen Teiches sollten genug sein. Von neuer Verantwortung war vollmundig die Rede. Jetzt waren wir wirklich wieder wer – nicht nur auf dem Fußballplatz …

I

Die politische Landschaft verwandelte sich in ein surrealistisches Labyrinth. Die große Bundeswehrreform sollte eine zeitgemäße Truppe schmieden, deren Auftrag nicht mehr Vaterlandsverteidigung (wahlweise auch Mutter- oder Diverslandsvertdg.), sondern Freiballern der Handelswege hieß.

Der geschrumpfte Haufen Berufssoldaten (N. B. Was unterscheidet die von Söldnern? Ihre Loyalität zum VMD-Land?) sollte „Südwestler“ spielen und wie weiland zu seligen Kolonialzeiten in Deutsch-Südwest, aufmüpfige Sandalenträger mit RPGs und Kalaschnikows, vereinzelt sogar Schnellbooten daran hindern, unsere Bereicherung auf Kosten des Globalen Südens zu stören.

So weit der eine feuchte Traum.

Der andere feuchte Traum war die Vorstellung, dass die Amis militärischen Schutzschirm spielen und „wir“ mit den Russen Energiegeschäfte zu beiderseitigem Gewinn machen können. Das neideten „uns“ die Ostgebiete der EU, das Baltikum, Polen usw. und die profitgeile Energielobby der USA. Sie alle pöbelten und drohten und am Ende fand man eine geeignete Methode, um das Symbol der deutsch-russischen Energiegewinngemeinschaft unwiederbringlich zu sabotieren.

II

Überhaupt, nach 20 Jahren Dämonisierung von Putin als ein Adolf H. im Geiste und Schlimmeren, befinden wir uns aus Sicht der Eigentümerklasse endlich im Kalten Krieg 2.0, den die NATO, allen voran die USA, bewusst herbeigeführt hat. Nun muss hierzulande wieder ordentlich aufgerüstet werden, damit der Russe uns nicht überfällt und seine gierigen Bärentatzen bis nach Bordeaux ausstreckt.

Die hirnlose und jeglicher Realität entbehrende Dauerpropaganda hat zumindest bei den Mandatsträgern reife Früchte getragen. (Aber die sind ohnehin nicht die Hellsten, sonst wären sie nicht in die Politik gegangen.) Wer die Ministerkandidaten der neuen Bundesregierung genauer betrachtet, wird feststellen, dass die Entropie nicht nur unaufhaltsam ist, sondern sich sogar beschleunigt. Um es in Abwandlung eines Slogans für ein freiverkäufliches Betäubungsmittel meiner Vätergeneration zu sagen: „Nie waren sie so verblödet und wertlos wie heute. Ihre Geistlosigkeit ist zum Weinen.“

(Rotnasige Branntweinkenner wissen, welchen harten Stoff ich meine.)

III

Das Palaver der Mandatsträger klingt so hohl, als wäre es von einer KI-Maschine generiert. Die Alt-Parteien, traditionell die Saaldiener der Eigentümerklasse und kaum unterscheidbare Entitäten, sind endgültig zu einem monolithischen Block verschmolzen, der zwei Ziele hat:

a) die „Brandmauer“ aufrechtzuerhalten, damit die Faschorechtsaußenmarktradikalkonkurrenz nicht an die Fleischtöpfe kommt;

b) den Krieg „unserer“ ukrainischen Armee gegen Russland am Kochen zu halten, damit der Iwan schön abgelenkt bleibt und nicht bei uns einmarschiert. (Keine Sorge, das mit dem Einmarsch glaubt keiner von denen wirklich. Sie wissen aber, dass ihre Herrschaft am Ende ist, wenn das Stimmvieh nicht in Dauerangst vor dem Exitus gehalten wird. Ergo wird es das.)

Angesichts des totalitären, zensurgeilen Habitus‘ von Politik und Behörden, stellen sich Beobachter aus dem Ausland die Frage, welche Parteien am Ruder der deutschen Republik schlimmer sind?

Eindeutige Antwort von Max Säger: alle sind gleichermaßen schlimm.

IV

„Wir schaffen das“, blökte „Mutti“ M. entschieden 2015. Sie meinte damals die Aufnahme von 1 Million der 3 bis 4 Millionen syrischer Flüchtlinge, die der Westen mit seinem Regimewechselkrieg in Syrien produziert hat. (Der Krieg fand im vergangenen Dezember seinen Abschluss und führte zu libyschen Verhältnissen, die vom Westen gerne totgeschwiegen werden.) Ihr gedankenloser „Motivationsspruch“ kann stellvertretend für alle großen Unterfangen in diesem Land gelten. Heute, zehn Jahre danach hat er sich völlig als Luftnummer entlarvt und taugt nicht einmal mehr als spöttische Phrase für Satiriker.

„Wir“ schaffen nämlich gar nichts, was im Sinne einer solidarischen Gesellschaft wirklich wichtig ist.

Deutschland hat seit 1997, dem schicksalhaften Jahr, in dem die Vermögenssteuer abgeschafft wurde, schamlos offen eine Politik für die Reichen betrieben. Staat und Wirtschaft (vor allem die Konzerne) haben Innovation und Infrastruktur, Bildung, Forschung und Entwicklung aus Gründen des Profits vernachlässigt. Das System beweist tagtäglich, dass Erbe zu sein, die einzige verbliebene Strategie ist, um sich zu bereichern. (Gut zu wissen am „Tag der Arbeit“.)

Damit hat die Bücklingsrepublik ihr unausgesprochenes oberstes Staatsziel realisiert. Sie hat das Endziel des Kapitalismus erreicht: ergaunertes Vermögen mit asozialen und kriminellen Tricks (=Gesetze) zu vermehren und für die „Eigentümerfamilien“ auf Generationen hin zu sichern. Was für einstige feudale Raubrittergeschlechter wie die „zu Guttenbergs“ (wahlloses Beispiel) galt, gilt unvermindert. Unser Bürgerliches Gesetzbuch und seine Ableger vereinen „vorbildlich“ feudales Recht mit rabiat-kapitalistischem neoliberalistischen Recht. Dahinter verbirgt sich das Recht des Stärkeren.

Wer mir nicht glaubt, der gönne sich die Sondernummer des „Fanzines“ Manager-Magazin über Deutschlands Milliardäre. Ein erbärmlicheres Robben vor dem Mammon und seinen Erben bekommen nicht einmal die Royalberichterstatter vom Schlage eines Seelmann-Eggebert hin.

Wen da nicht der kolossale Ekel überfällt, dem ist nicht zu helfen.

V

Wir sehen jeden Tag, wie die Ungleichheit dieses Land zersetzt. Und was sind die Mittel der neuen Regierung dagegen? Dieselben wie die der Vorgängerregierungen seit 1997 (eigentlich seit 1982) – also gar keine: Steuern für die Reichen runter, Subventionen für die Reichen (die „Jobproduzierer“) rauf, den Vermögensverwaltern Tür und Tor öffnen, Restposten öffentlichen Vermögens privatisieren und Milliardenkredite für „die Zukunft“ aufnehmen, um mit den so geschaffenen „Sondervermögen“ die Maßnahmen zur Mehrung der Vermögen der Reichen zu finanzieren.

Zu polemisch? Mitnichten. Wer möchte, der lese das neue Buch von Martyna Linartas „Unverdiente Ungleichheit“ oder schaue direkt auf der Webseite vorbei:

https://ungleichheit.info/de

Oder lese ihren Vortrag:

https://www.attac-netzwerk.de/fileadmin/user_upload/Gruppen/Stuttgart/Unverdiente_Ungleichheit_Flyer_V01.pdf

VI

Ich erspare mir ein Fazit. Ihr wisst, wie es lautet. Besorgt euch lieber eine Flasche von dem o. g. Fusel und flößt den Inhalt einem/er Mandatsträger*In ein, damit sein/ihr IQ auf Promillelevel klettert, oder baut mit Zuhilfenahme feiner Baumwolle einen formschönen Cocktail für den Feiertag am 8. November. Na, welcher 8.11. ist wohl gemeint? (Es ist ein 8. November gemeint. Garantiert.)

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