SITZHASE MIT SCHLEIFE – Sanktionen statt Zuckerschlecken

Während die Discounter und Handelsketten uns Lockgedownte zu Ostern mit einmaligen Angeboten locken, damit wir es uns richtig gut gehen lassen und die Binnenwirtschaft brummt, sollten wir vielleicht teilnahmsvoll jenen gedenken, denen es viel schlechter geht – von wegen höherer Covid-Infektionsraten, dazu oftmals keinen Impfstoff sowie weit und breit keine Shoppingmöglichkeiten. Oder habe ich die fromme Botschaft des Dornenkönigs irgendwie missverstanden?

Die Bevölkerung in den nachstehenden Ländern muss nur deshalb darben, weil ihre Regierungen sich den Zorn des Imperiums und folglich auch, mehr oder weniger gezwungen, von dessen Blockflötenvasallen zugezogen haben.

Hier der Stand vom August 2020, inkl. unilateraler und multilateraler Sanktionen sowie solche gegen Unternehmen und einzelne Personen aus den nachgenannten Ländern (Zielstaaten). Die Liste umfasst den Balkan (Ex-Jugoslawien), ferner Burundi, China, Demokratische Republik Kongo, Hong Kong, Iran, Irak, Kuba, Libanon, Libyen, Mali, Nicaragua, Nord Korea, Somalia, Sudan, Süd Sudan, Syrien, Ukraine/Russland, Venezuela, Weißrussland, Yemen, Zentral Afrikanische Republik und Zimbabwe. Es könnten aber noch ein paar mehr sein.

Kleines Osterquiz: A) In wie vielen der angeführten Staaten betreibt die Imperialarmee (mit und ohne Teilnahme ihrer Vasallen) zugleich irgendwelche Waffengänge? B) Und warum fehlt Saudi-Arabien auf der Liste?

(Apropos Sanktionen: Chefimperator Alzheimer-Josef hat schon gedroht, wenn die Gasleitung North Stream 2 von Russland nach Deutschland weitergebaut wird, dann hagelt’s auch Sanktionen für den Musterknaben unter den Blockflötenvasallen.)

Ungeachtet aller verlogenen Rechtfertigungspropaganda – man sanktioniert offiziell für Sicherheit, Frieden, Freiheit, Demokratie und Menschenrechte – geht es offenbar immer nur darum, wer weltweit das Sagen hat, um seine Interessen durchzudrücken und wer dementsprechend kuschen muss.

Ein kleines Arschloch namens Richard Nephew, der schon unter Obama sein Unwesen trieb und neuerdings in Washington für die guten Beziehungen zum Iran mitverantwortlich ist, listet in seinem Jobempfehlungspamphlet „The Art of Sanctions“ (zu deutsch „Die Kunst des Sanktionierens“) auf, wie man das mit den wirtschaftlichen Daumenschrauben richtig angeht. Nachstehend ein knapper Auszug (deutsche Übersetzung weiter unten):

Quelle: The Grayzone, https://thegrayzone.com/2021/03/08/biden-iran-envoy-starving-civilians-pain-sanctions/

Weil der Duktus des Kameraden bezeichnend ist, habe ich sein rationales Sadistensprech, sein Lieblingswort ist eindeutig Schmerz, möglichst nah am Original ins Deutsche übertragen (Kommentare in Klammern von mir hinzugefügt). Das muss man sich auf der Zunge oder sonstwo zergehen lassen . . .

Bestimme Ziele für die schmerzhaften Maßnahmen und definiere die notwendigen Mindestschritte, die der Zielstaat unternehmen muss, um diese Schmerzen abzuwenden (= die Sanktionen auszuhebeln).

Verstehe soviel wie möglich über die Art des Zieles, seine Verletzlichkeit, Interessen, den Willen des Zielstaates, das zu tun, was die Sanktionen ausgelöst hat und die Bereitschaft den Schmerz auszuhalten (= wie unbelehrbar und leidensfähig der Zielstaat ist).

Entwickle eine Strategie, um sorgfältig, methodisch und effizient den Schmerz in den empfindlichen Bereichen zu vergrößern, in anderen hingegen nicht (= konzentriere dich auf maximale Schmerzwirkung).

Dann müssen die Gitterwagen des Glücks halt leer bleiben

Kontrolliere die Umsetzung der Strategie und rekalibriere fortwährend die ursprünglichen Annahmen bzgl. der Entschlossenheit des Zielstaates, dazu die Wirksamkeit des erzeugten Schmerzes, um diese Entschlossenheit zu zerschlagen, und wie die Strategie sonst noch verbessert werden kann (= besser quälen).

Nenne dem Zielstaat klar, welche Voraussetzung für die Verringerung des Schmerzes zu erfüllen sind und biete die Aufnahme von Verhandlungen an, um die Forderungen des sanktionierenden Staates zu erfüllen und den Schmerz komplett zu beseitigen (= die Sanktionen völlig zu beenden).

Akzeptiere die Möglichkeit, dass einer sorgfältig konzipierten Strategie zum Trotz, der sanktionierende Staat (=Täter) keinen Erfolg haben wird, wegen möglicher Fehler innerhalb der Strategie, Missverständnissen über das Ziel oder eine wachsende Entschlossenheit des Zielstaates (=Opfer), Widerstand zu leisten. In jedem dieser Fälle muss ein Staat (=Täter) vorbereitet sein, den Fehlschlag einzugestehen und seinen Kurs zu ändern.

Der Knabe investiert soviel Hirnschmalz in die Erzeugung von Schmerz, dass Marquis de Sade bestimmt Stolz auf ihn wäre.

Wirtschaftssanktionen zu verhängen, bedeutet also strategische, rationale Kriegsführung mit ökonomischen Waffen (darunter fällt auch ein Arzneimittel-Embargo) zu betreiben. Sie sind die universell eingesetzten AK-47, wahlweise auch die Teppichbombardierungen des Obermaxes: Wer nicht spurt, wird gnadenlos unter Beschuss genommen. Die perverse Logik dahinter lautet, die Bevölkerung dermaßen zu quälen, dass sie sich gegen die eigene Regierung erhebt, um diese zu stürzen. Unerträglicher Warenmangel als Motivation – so können nur Konsumfetischisten denken, oder? Möchte man meinen, in Wahrheit sind Wirtschaftssanktionen eine moderne Form alter Belagerungstrategien, die schon die Römer und Griechen usw. angewandt haben, nämlich die eingeschlossenen Städte, heute die Staaten, buchstäblich auszuhungern und damit zur Aufgabe zu zwingen.

Ein Blick auf die vorgenannten Länder wie z.B. Kuba, Iran, Venezuela zeigt, die im O-Ton „crippling sanctions“ erreichen allem Schaden zum Trotz, und der ist ungeheuer, vor allem unter den Schwächsten, ihr Ziel offenbar nicht. Im Gegenteil, sie scheinen die Bevölkerung und die Regierungen dieser Länder eher zusammenzuschweißen.

Tolle Strategie, Herr Nephew, dafür gibt es Applaus aus dem SM-Studio. Warum wird trotzdem an ihr festgehalten? Das mögliche Profitmotiv wäre, weil es Konzerne und Investoren gibt, die von den Sanktionen profitieren. Das mögliche politische Motiv wurde weiter oben bereits angesprochen: Macht und ihre Demonstration.

Für die Empfänger von so viel schmerzhaft strategischer Herzlichkeit gibt’s weder Sitzhasen mit Schleife zu Ostern, noch Stehnikoläuse mit Sack und Rute zu Weihnachten.

Da ist der Normalbürger doch einfach nur froh, still in seiner Isolierblase Fairtrade-Schokolade für die Seele zu mümmeln und sich an der festlichen Angebotsvielfalt seiner Streaminganbieter zu erfreuen, was?

Friede, Freude, Eiersuchen der Stadt und dem Erdkreis, solange die elende Realität schön draußen bleibt.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert