Chris hat von seiner Freundin Tonia Geld geklaut, um Gebieterin Astrid zu beglücken . . .
INNEN. WOHNUNG FREDERIKE, WOHNZIMMER – NACHT
Gebieterin Astrid sitzt in ihrem weißen Ledersessel vor dem Laptop. Auf dem Fußboden liegen zwei Stapel: Mahnungen und Rechnung. Astrid ist verärgert und frustriert. Sie steht auf, kickt die Stapel wild durcheinander.
Off: FANFARE
Eilig nimmt Astrid den Ruf entgegen.
CHRIS (off): Hallo, Gebieterin.
GEBIETERIN ASTRID (erleichertert, weil wieder Geld reinkommt, aber antwortet sofort in ihrer Rolle): Begrüßt ein billiger kleiner Nichtsnutz so seine Gebieterin?
UNTERSCHNEIDEN MIT:
INNEN. WOHNUNG CHRIS UND TONIA, WOHNZIMMER – ZEITGLEICH
Chris sitzt auf dem Sofa und tippt in den Laptop.
CHRIS: Bitte verzeih mir, Gebieterin.
GEBIETERIN ASTRID: Nenn mir einen Grund, warum ich dir Geschmeiß verzeihen soll? (beat) Hör auf zu tippen.
Chris tippt immer schneller weiter. Er überweist gestückelte Geldbeträge. Jedes Klick ein Betrag.
OFF: Klick. Klick. Klick.
GEBIETERIN ASTRID: Du sollst sofort aufhören!
Chris reißt die Hände hoch, dass Astrid sie sehen kann.
OFF: Klick. Klick.
Chris schaut demütig nach unten. Wir sehen, er lächelt.
GEBIETERIN ASTRID: Grins nicht so debil!
Chris‘ Lächeln erstirbt.
OFF: Klick.
Astrid blickt streng, reagiert sich an ihm ab. Heute braucht sie keine Pappschilder. Sie kann ihren Text.
GEBIETERIN ASTRID: Bist du etwa glücklich?
CHRIS: Ich … weiß nicht, Gebieterin.
GEBIETERIN ASTRID: Mir kannst du nichts verheimlichen.
CHRIS: Ja, Gebieterin.
GEBIETERIN ASTRID: Wer hat dir erlaubt, glücklich zu sein?!
CHRIS: Niemand, niemand, Gebieterin!
GEBIETERIN ASTRID: Du bist gefälligst nur glücklich, wenn es dir erlaubt wird.
CHRIS: Ja, Gebieterin.
GEBIETERIN ASTRID: Wer erlaubt es dir?
CHRIS: Du, Gebieterin, du erlaubst es mir.
GEBIETERIN ASTRID: Soll ich es dir erlauben?
CHRIS: Au ja, Gebieterin.
GEBIETERIN ASTRID: Für 2000 Euro erlaube ich dir, einen kleinen Moment lang glücklich zu sein. Bezahle sofort!
OFF: Das bekannte Klicken.
CHRIS: Danke, Gebieterin … jetzt bin ich wirklich glücklich.
GEBIETERIN ASTRID (direkt in Kamera): Du bist ein gehorsames Bezahlschweinchen. Was dürfen gehorsame Bezahlschweinchen?
CHRIS: Äh … dürfen mit sich … spielen?
GEBIETERIN ASTRID: Du kleiner Onanist, soll ich das etwa deiner Freundin erzählen?
CHRIS (lustvoll): Oh nein, Gebieterin. Bitte, bloß das …
OFF: Schlüssel in der Haustür.
Scheiße. Ausgerechnet jetzt kommt Tonia nach hause! Chris knallt hastig den Laptop zu, springt auf und verschwindet in der Küche.
UNTERSCHNEIDEN ENDE.
INNEN. WOHNUNG CHRIS UND TONIA, FLUR – NACHT
OFF: Die Wohnungstür ist abgeschlossen. Tonia muss den Schlüssel mehrfach umdrehen.
Sie kommt hinein.
TONIA (ruft): Chris … ?
CHRIS (off, ruft aus Küche): Ich bin hier, Schatz!
Tonia stellt ihre Handtasche auf die Kommode.
INNEN. WOHNUNG CHRIS UND TONIA, SCHLAFZIMMER – WEITER
Tonia geht ins Schlafzimmer.
TONIA: Wieso ist die Tür abgeschlossen?
Sie streift ihre Schuhe ab, schlüpft in bequeme Slipper.
CHRIS (off, aus Küche): Ich verstehe dich nicht.
Sie legt ihre Kostümjacke ab, zieht die Bluse über die Hose. Verlässt das Schlafzimmer.
INNEN. WOHNUNG CHRIS UND TONIA, KÜCHE – WEITER
Chris holt Gläser und Schalen aus dem Kühlschrank. Tonia betritt die Küche. Er gibt ihr einen Kuss auf die Wange.
CHRIS: Was möchtest du essen?
TONIA: Warum hast du die Wohnungstür abgeschlossen?
CHRIS: Wie abgeschlossen?
TONIA: Die Wohnungstür war verriegelt, als wenn keiner zuhause wäre.
CHRIS: Habe ich nicht bemerkt. Warum?
TONIA: Würde ich sonst fragen?
CHRIS: Keine Ahnung. Es gibt Caesar’s Salad.
Tonia beobachtet, wie Chris Eisbergsalat wäscht und in Streifen schneidet.
TONIA: Du bist so aufmerksam. Was ist los mit dir?
CHRIS: Was soll sein? Ich kann dir nicht nur Rücken eincremen. Ich kann dir auch Salat machen und ich kann noch viel mehr …
TONIA: Mein perfekter Mann.
Lächelnd gibt er den Salat in eine Schale, Croutons drauf, serviert ihn am Tisch und gibt ihr einen Kuss.
CHRIS (euphorisch): Was ist schon das Leben ohne Liebe und Genuss, du begehrenswerte Frau?
Tonia mustert ihn überrascht und geschmeichelt, aber zugleich beschleicht sie ein unbestimmtes, äußerst ungutes Gefühl.