Einen Tag nach dem Labor Day in den USA, im siebten Monat des elenden Krieges verkündete Präsidentendarsteller Wolodymyr S – der mit dem oliven Schwitzeshirt – bevor er die virtuelle Bimmel läuten durfte, um den Börsenhandel an der Wall Street zu eröffnen, dass die Ukraine „open for business“ sei. Den Ausspruch „vom geöffneten Laden“ kennen wir bereits durch den pissblonden Donald T, der ihn zum Ende der Lockdowns in den USA 2020 absonderte. Wolodymyrs dramatischem Lockruf für weltweite Investoren ging das Beseitigen von Investitionshemmnissen voraus …
Krieg und Ausnahmezustand ermöglichten Schwitzeshirt eine rigorose Entrechtung der Arbeitnehmer durchzuknüppeln, die 2021 noch scheiterte und nun sicherstellt, dass die „Werktätigen“ 12 Stunden am Tag knechten dürfen, keinen Anspruch mehr auf Sonderzahlungen haben, dafür aber beliebig gefeuert werden können. Gewerkschaftsmitgliedschaften und oder gar Tarifverträge sind verboten bzw. gelten nicht mehr. Stattdessen sorgt man sich um maximalen Unternehmerschutz.
Das Gesetz 5371 beschränkt sich scheinbar auf kleine und mittlere Betriebe bis 250 Mitarbeiter, betrifft tatsächlich allerdings ca. 70% aller Arbeitnehmer in der Ukraine, die sich nunmehr offiziell Lohnsklaven nennen können. Sie stehen damit in einer langen Tradition: Der große chilenische Kapitalbefreier General Pinochet begann 1973 erstmals die radikalen Schockdoktrin-Maßnahmen der neoliberalen Friedman-Gang von der Chicago School of Economics umzusetzen, um den sozialistischen Ideen Allendes den Garaus zu machen und die Interessen der US-Minenkonzerne zu schützen. Die Folgen der ökonomischen Rosskur waren und sind erschreckend. Sie stehen dem militärischen Morden der von Kissinger und der CIA angeleiteten Putschisten in nichts nach.
LINK Neoliberalismus und die politische und wirtschaftliche Zerstörung Chiles:
https://moderndiplomacy.eu/2021/02/19/neoliberalism-in-chile-and-the-cost-of-human-life
Die gleiche Schocktherapie haben die Amis nach Gorbatschows gewaltsamen Abgang im August 1991 in Russland durchgezogen. Wodkapräsident Jelzin ließ die US-Firmen plündern, was das Zeug hielt und schuf eine Oligarchenmischpoke, die sich die Bodenschätze des Landes unter die Nägel rissen, während die Bevölkerung völlig verarmte und die Lebenserwartung bei Männern um Jahre zurückging. Der noch mit amerikanischem Segen inthronisierte Jelzin-Nachfolger Ex-KGB-Charge Wladimir Putin änderte zur Überraschung aller den Kurs, entmachtete die Oligarchen und ihre US-Berater und wurde mit seinem „egoistischen Nationalismus“ prompt zum Erzfeind der Imperialisten in Washington.
Hierin liegt die Wurzel des heutigen Konfliktes zwischen den USA und Russland, welchen wir alle unseren hirnlosen Politikvollstreckern sei Dank ausbaden dürfen. Den Milliarden für Kriegsgerät, die reichlich fließen, seit die Briten im Auftrag der Amis im Frühjahr Schwitzeshirt bedrängten, die Friedensverhandlungen mit Russland abzubrechen, weil der baldige Sieg gewiss wäre, sollen nun die Wiederaufbaumilliarden folgen. Eine Vorausetzung dafür ist . . .
LINK Arbeit muss sich wieder lohnen:
US LABOR DAY: Ukraine’s Anti-Worker Law
Um an die Dollars zu kommen, bietet Kiew nun den Hedgefonds und Konzernen eine noch hemmungslosere Privatisierung, dazu öffentlich-private Partnerschaften, verspricht ferner große Steuervorteile und grübelt über weiteren Arbeitsrechtabbau nach. Die Liste der „Verbesserungen“ als Voraussetzung für die heiß ersehnten Geldströme ist lang und folgenschwer. (Stichwort: Economical Hitman) Sie entspricht den von IMF und Weltbank, den Massenvernichtungswaffen des Systems geforderten Voraussetzungen für die Gewährung von Krediten und Investitionen. Bei Letzteren ist insbesondere der Anlegerschutz hervorzuheben. Was natürlich heißt, alle Gewinne ohne lästige Steuerlast wieder problemlos außer Landes schaffen zu können. Profit ist die wahre Triebfeder der US-Imperialideologie. Advantage Ukraine lautet der an Tennis erinnernde Titel des Totalausverkaufs der Ukraine. Ein Vorteil für wen nochmal?
Schwitzeshirts virtueller Verkaufspitch vor der NYSE klärt auf:
„Während wir uns bemühen, unsere Freiheit zu sichern und unserem stolzen Volk Erleichterung zu verschaffen, plane ich eine prosperierende Zukunft für die Ukraine. Das Programm Advantage Ukraine fordert ausländische Investoren und Unternehmen mit Visionen und Mut auf, sich uns anzuschließen. Wir werden die besten Unternehmen der Welt mit hervorragenden Wachstumschancen zusammenbringen. Mutige Unternehmen, die das Potenzial unseres Landes erkennen, werden helfen, das wirtschaftliche Vermögen der Ukraine auszuschöpfen und zugleich von den bislang ungenutzten Wachstumschancen profitieren.“
Mann, riecht ja voll nach Win-Win. Ein Begriff, bei dem schrill die Alarmglocken läuten. Mehr dazu im nachstehenden . . .
LINK Schwitzeshirts Ausverkauf im englischen Originalwortlaut mit Beifallsbekundungen von der Organisierten Kriminalität:
Es liest sich genauso scheiße, wie es für die Mehrheit der Bevölkerung ausgehen wird. Wetten? Für die Nichtsportler: Beim Tennis gibt es kein Unentschieden, sondern nur Sieg und Niederlage.
Ein weiterer Blick in die jüngere Geschichte belegt: Die komplette wirtschaftliche Öffnung und der ungehinderte Markteintritt für westliche Konzerne und Produkte bedeuten für eine schwache Volkswirtschaft den Exitus, wie die postkolonialen Leidensgeschichten und Schuldenkrisen vieler Staaten des „globalen Südens“ und das Wendejahrzehnt des vormaligen Ostblocks eindeutig zeigen. Erfahrungsgemäß fällt alles, was in westliche Hände gelangt, der rigerosen Ausbeutung anheim. Während die Bevölkerungen noch mehr verarmen und die Opferstaaten immer tiefer den Schuldenstrudel hinabgezogen werden, schreiben die westlichen Konzerne Rekordbilanzen.
Damit der Staatskarren in diesen „sanierten Ländern“ unter Kontrolle bleibt und nicht vollends im Chaos versinkt (obwohl das Modell auch besten funktioniert, siehe Ostkongo), darf immer eine kleine „demokratisch“ gewählte Oberschicht (Diktatoren wie Pinochet machen sich nicht mehr gut) an der westlichen Ausbeutung partizipieren und sorgt im Gegenzug für die nötige brutale Disziplinierung unzufriedener Querulanten. Selbst die ärmsten Länder haben längst eine Handvoll Millionäre, wenn nicht gar Milliardäre, die sich schamlos an den Ressourcen ihres Staates sowie den Zahlungen und Krediten aus dem Westen für ihre notleidenden Bevölkerungen bereichern. Diese Handlanger werden als Aushängeschilder für die Chancen präsentiert, die das kapitalistische Wirtschaftssystem jedem fleißigen und strebsamen Menschen bietet. Korruption und Gewalt ist halt gelebte Demokratie.
LINK Die Kopfgeldparade der widerwärtigen Ausverkaufsprofiteure:
https://www.hurun.net/en-US/Rank/HsRankDetails?pagetype=global
In der Ukraine, dem ärmsten und korruptesten Land Europas, dessen Eigentümer in drei Kategorien fallen, Oligarchen, Organisierte Kriminalität sowie Nationalisten/Neonazis – die Grenzen zwischen den Kategorien sind fließend – läuft dieses System des Abkassierens seit dem Untergang der Sowjetunion zunehmend schneller. Mit dem derzeitigen Krieg erweiterteten sich außerdem die Möglichkeiten für ein breiteres Partizipieren an der ins Land strömenden Unterstützung, so werden z. B. Hilfsgelder und -lieferungen abgezweigt und Waffen für die Front vorzugsweise auf dem Schwarzmarkt verhökert.
Unsere unerträgliche EU-Kommissionsvorsteherin UvdL quäkte im Juli, „die EU-Milliarden für den Wiederaufbau der Ukraine an politische Reformen koppeln zu wollen“. Unbedarfte würden darunter eine Angleichung an die Gesetze und Regelungen der EU inklusive Arbeitschutzrechte verstehen, schließlich soll die Ukraine im Expressverfahren in die Union aufgenommen werden. Dem Reform-Kokolores hat Selenski nun im Auftrag seiner Eigentümerklasse eine klare Absage erteilt. Über die Wall Street kann mehr Geld ins Land fließen als aus der EU-Kasse. Rund 400 Milliarden USD sind ausgeschrieben. Wetten, dass die EU sich trotzdem finanziell nicht lumpen lässt, um in Kiew keinen Einfluss zu verlieren? Der Grund? Die vielen billigen Arbeitskräfte eignen sich prima, um das allgemeine Lohnniveau zu drücken. Kostensenkung erhöht die Gewinnmarge. So funktioniert Kapitalismus. Auf wessen Konten die vielen Dollar- und Euromilliarden wohl landen? Und wie viel davon ist Kick-back-Geld für die Politik?
Weil die Sanktionen der EU, anstatt wie angekündigt Putin in die Knie zu zwingen, uns selbst mächtig in den Asch fisten, verkündete der WEF-Young-Leader geschulte französische Präsident Macron just für Frankreich und Europa: „Die Zeit des Überflusses ist vorüber.“ Unterdessen schickt sich die prosperierende Kriegsgewinnlerklasse an, die Ukraine vollends auszusaugen. Der Waffengang gegen Russland wird deshalb solange fortgeführt, wie mit ihm Geld verdient werden kann. Das gelobte unlängst auch öffentlich die unsägliche Bundesaußenministerin (ebenso Young-Leader geschult) im besten Oettinger-Englisch: “If I give the promise to people in Ukraine we stand with you as long as you need us, then I want to deliver, no matter what my German voters think but I want to deliver to the people of Ukraine.”
Diese sprachliche wie diplomatische Amöbe und eilfertige Vollstreckerin der US-Imperialideologie scheißt nicht nur auf ihre Wähler, sondern auch auf die wirtschaftliche Lage der Mehrheit der Bevölkerung des Landes, für dessen Wohlergehen und Sicherheit sie angeblich ihren Amtseid geleistet hat. Die „Empörung“ im Establishment war entsprechend groß. Hat die A-Ministerin sich doch den Fauxpas erlaubt, coram publico zum Ausdruck zu bringen, was die hiesige Politkamarilla seit 1949 ohnehin übers blöde Stimmvieh denkt und praktiziert. Zum Glück verreckte wie gerufen der Deutschen liebstes feudales Staatsoberhaupt und lenkte eventuelle überschäumende Emotionen in eine systemgenehme und telegenere Richtung um.
Offiziell hat der Lobbyisten- und Propagandaapparat der 0,01% sich mittlerweile von der Globalisierung verabschiedet und versucht nun „The Great Reset“, einen Techno-Feudalismus durchzusetzen, der die absolute Kontrolle von Leben und Gesellschaft durch Milliardäre und Konzerne bedeutet (siehe Link unten). Experten, Think Tanks und Beschlüsse von ungewählten, der Eigentümerklasse dienenden Gremien übersteuern gewählte demokratische Institutionen, die zu reinen „Vollzugsanstalten“ degenerieren. Die bewährten neoliberalen Instrumente werden aber unvermindert dort eingesetzt, wo sie der Zielerreichung dienlich sind. Daher lautet das FAZIT für die in der Ukraine praktizierten Maßnahmen:
1) Das niederträchtige Geschäftsmodell Krieg blüht auf allen Ebenen und füllt die Kasse der Habenden.
2) Das Beseitigen von Investitionshemmnissen bedeutet für die Mehrheit der Bevölkerung noch mehr Not und Elend, und das dauerhaft.
3) Die Arschgefickten sind immer die Habenichtse, sie müssen für die Eigentümerklasse knechten, kämpfen und krepieren.
4) Der größte Feind des Friedens ist unser kriminelles, profitgetriebenes Wirtschaftssystem, das alle seine Nutznießer mit Verve bis zum bitteren Ende voranpeitschen.
Quizfrage zum Schluss: Wie lange wollen wir diese geisteskranken Zustände noch hinnehmen? – Mal im Ernst, wie lange noch?
LINK Über die totalitären Vordenker wirtschaftlicher Allmacht . . .
LINK Mehr zum Ukraine-Krieg . . .