Frühjahr 2018. Freitagnacht am Tresen einer Kölsch-Kneipe, direkt neben einer großen Ausfallstraße in Köln-Braunsfeld . . .
„Sag mal, wie viel schulde ich dir eigentlich?“
Ich nannte die Summe.
Schweigen. Dann: „Ich will dir das Geld auf jeden Fall zurückzahlen.“
„Okay.“
„Ich fliege nach Mali.“
„Wie das denn?“
„Der Kelle regelt das.“
„Wie geht’s dem Kelle?“
„Er hat eine Privatwohnung in Bamako und latscht in zivil zum Dienst.“
„Klar, Uniform ist zu gefährlich. Und was regelt er für dich?“
„Dass ich dahin kommen kann.“
„ …“
„Er hat denen gesagt, dass ich Lesungen mache und ein paar Bücher gezeigt.“
„Und?“
„Ich habe schon zweimal mit der Bundeswehr telefoniert. Stell dir vor, da gibt es eine Unterhaltungsbeauftragte für die Soldaten.“
„Die haben eine Truppenunterhaltung wie im 2. Weltkrieg? Was hat sie gesagt?“
„Sie sind interessiert.“
„Echt?“
„Ich habe ihr ein paar Beispiele erzählt. Das fanden die geeignet.“
„Du willst in Mali die Truppe bespaßen?“
„Ich will nach Mali.“
„Das habe ich verstanden.“
„Fünf Tage da rumfahren, Land und Leute kennen lernen, die Höhlenmalereien anschauen. Die muss ich unbedingt sehen, habe ich der gesagt. Sie meinte, die Gegend wäre nicht sicher, da bräuchte ich eine Eskorte. Zwei Soldaten oder so, dann ginge das. Und abends dann ein bisschen vorlesen. Jetzt muss die das mit ihrem Chef klären. Ich habe schon mal meine Papiere fertig gemacht, für die Sicherheitsüberprüfung. Willst du mit? Ich kann eine Begleitperson mitnehmen.“
„Ich hätte beim Bund die höchste Sicherheitsstufe kriegen können, Cosmic-Top-Secret-Atomal.“
„Die bezahlen alles.“
„Wie, auch für die Begleitperson?“
„Ja. Also würdest du mitkommen?“
„Klar. Sofort. Wann?“
„In ein paar Wochen. Das ist aber kein Linienflug. Eine Transportmaschine stört dich nicht, oder?“
„Ist doch klasse.“
„Du bist also dabei?“
„Wenn das klappt.“
„Noch ’ne Apfelschorle? Oder was anderes, Rharbarberschorle, haha?“, fragte der Wirt.
„Trinkst du einen Gin-Tonic mit?“
„Ne, gib mir eine Apfelschorle. Klein.“
Zum Wirt: „Kölsch und einen Gin-Tonic.“
Zu mir: „Wir beide nach Bamako, wäre richtig super.“
„Ja klar.“
„Wir müssen mal wieder was unternehmen.“
„Ja, wir müssen echt mal wieder los.“
„Und eine Transportmaschine macht dir nix aus?“
„Nein. Da werden schon Sitze drin sein.“
„Du hast also wirklich Lust dazu?“
„Klar, ist doch voll das Abenteuer.“
„Da kommt man so niemals hin.“
„Das stimmt.“
„Sag mal, wenn ich es schaffe und wir beide fliegen die fünf Tage nach Mali … was ist dann mit meinen Schulden?“
„Du willst Mali mit deinen Schulden verrechnen?“
„Der Trip wird nicht ganz billig.“
„Wenn ich auf Bundeswehrkosten fünf Tage mit dir nach Mali reisen kann, soll ich deine Schulden streichen?“
„Das ist ’ne einmalige Gelegenheit. Da kommst du so nie hin und wir beide machen mal wieder was gemeinsam.“
„Also, wenn ich für lau fünf Tage nach Mali komme, dann haben sich deine Schulden erledigt.“
„Das kriege ich hin.“
Der Wirt brachte die Getränke, Kölsch, Gin-Tonic und eine kleine Apfelschorle. Dann stellte er drei Pintchen Wodka dazu. „Prost.“
Wir drei stießen an, Köpfe in den Nacken, Wodka in die Rachen, Gläser auf den Tresen.
„Mali wird geil.“
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