DIE SCHRECKLICHEN 1980er JAHRE

Den Nährboden von FANAL bildet dieses unsägliche Jahrzehnt, in dem nicht nur die Musik scheiße war, sondern auch die Mode und die Filme. (Ausnahmen bestätigen die Regel.) Es nimmt dazu eine Schlüsselstellung für unser heutiges Elend ein. Nachstehend ein subjektiver politischer Streifzug mit Brückenschlag zur Gegenwart.

Die 1980er Jahre begannen 1979. Sie waren das erste Jahrzehnt in dem der Neo-Liberalismus richtig durchstartete: Reagan in den USA, Thatcher in Großbritannien, Kohl in der damaligen Bundesrepublik Deutschland. Reagan faselte von Freiheit und rüstete auf, was das Zeug hielt. Thatcher erteilte der Gesellschaft eine Absage, für sie gab es nur das Ich und die Familie. Kohl hielt ebenfalls viel von Familje, vor allem aber von geistig-moralischer Wendekraft: zurück zu konservativen Werten, die es so nie gegeben hatte, höchstens vor 1517.

Alle drei meinten in Wahrheit nur eines, die freie Fahrt für die kapitalistische Wirtschaft: Steuern runter, Spielregeln weg, offiziell: Deregulierung. Das Zeitalter des Finanzkapitalismus begann. Der ohnehin Stärkere hatte jetzt auch den höchstoffiziellen staatlichen Segen.

Die politische Dominanz der Konservativen startete in der letzten Hochphase der Friedens- und Anti-Atombewegungen. Die Ostermärsche erreichten ihren Scheitelpunkt im Protest gegen die nukleare Nachrüstung des Westens bei den Mittelstreckenraketen (Stichwort NATO-Doppelbeschluss).

Der Ostblock unter der Vorherrschaft der Sowjetunion, wirtschaftlich ohnehin abgeschlagen, konnte in dem Rüstungswettlauf längst nicht mehr mithalten. Nach dem die Restposten der alten Sowjetgarde, Breschnew, Andropow, Tschernenko, hintereinander das Zeitliche segneten, versuchte Gorbatschow ab 1985, die daniederliegende Sowjetunion mit seinen Vorstellungen von Glasnost und Perestroika zu retten. Offenheit und Dialog sollten den erstarrten Apparat wiederbeleben.

Der Krieg in Afghanistan brachte die Sowjetunion militärisch an ihre Grenze. Er endet nach 10 Jahren mit dem Abzug.

Der Reaktorunfall von Tschernobyl 1986, war ein völlig anderer Schock für das Reich des Bösen (US-Propaganda-Slogan), dessen gewohnte Methoden, Vertuschen und Abwiegeln, scheiterten und aller Welt das ganze Ausmaß seines maroden Zustandes vorführte.

(N.B. Der nukleare Zwischenfall auf Three-Mile-Island in Pennsylvania 1979, war der erste wirklich bekanntgewordene AKW-Gau, der beinahe zum Supergau eskaliert wäre. Reines Glück, dass es nicht ganz soweit kam.)

Die Warnungen der Anti-Atombewegung vor der nuklearen Gefahr, militärisch wie zivil, waren also mehr als begründet.

Klopapierfabriken sind auch nicht mehr so schön wie früher

Nach der Niederlage in Vietnam und der Demontage der CIA durch die Church-Kommission Mitte der 1970er Jahre, wurde in den USA lauter denn je die nationale Herrlichkeit und die Mär von der Auserwählten Nation heraufbeschworen. Ausgerechnet B-Schauspieler und McCarthy-Zeuge Ronald Reagan verkörperte die Hoffnung und den Optimismus, den das in der Selbstwahrnehmung so arg gedemütigte Land angeblich wieder dringend benötigte.

Mit dem bald von Alzheimer geplagten Grinsetrottel starteten die schmutzigen Praktiken erst richtig durch, wirtschaftlich wie militärisch. Letzteres belegten erschreckend eindrucksvoll die dreckigen US-Aktionen in Nicaragua und El Salvador und die Iran-Contra-Affäre 1985-87. Ach ja, dann war doch noch die Invasion von Grenada 1983, einer unbedeutenden Insel in der Karibik, mit der das lädierte militärische Selbstbewusstsein wieder aufpoliert werden sollte. Endlich konnten die USA wieder Siegen. Die Bombardierungen von Palästinenserquartieren, offiziell: PLO-Hauptquartier, in Libyen setzen weitere Zeichen neugefundener Potenz. (Die armseligen Heloten in der NATO hielten wieder brav die Fresse.)

Nichts hatte sich geändert. Ganz im Gegenteil. Alles wurde noch schneller noch widerlicher.

In Großbritannien drehte Thatcher gemäß ihrer radikalen Ideologie durch breitangelegte Privatisierung – die vor allem ihre Unterstützer bereicherte – und die Demontage der von Gewerkschaften und Labour durchgesetzten sozialen Errungenschaften, die Uhren wieder Richtung gute alte viktorianische Zeit. Vorübergehend überlegte sie sogar in Liverpool Truppen einmarschieren zu lassen, weil sich dort so unpopulärer Widerstand regte.

Hierzulande tapste Birne Kohl durch unbedeutende Skandale und Skandälchen. Unsere westliche Mehltaurepublik wurde vor allem von den Terroranschlägen der 3. RAF-Generation in Atem gehalten sowie von den fehlgeschlagenen Versuchen einer deutschen Fußballnationalmannschaft wieder Weltmeister zu werden. (Aber, der Titel ist doch unser, jammerte das Volk kollektiv.)

Politisch begann das Tauwetter in der Mitte des Jahrzehnts dank Gorbatschow. Der neue Mann im Kreml musste bald erkennen, dass sein Rettungsversuch der UDSSR nur ein Untergang auf Raten werden würde, wenn er nicht Gelder für seine Reformen freisetzen konnten. Nicht nur deshalb wurde zum letzten Mal ein großes nukleares Abrüstungsabkommen zwischen der Sowjetunion und den USA geschlossen. (Welches der Pissblonde und seine Verbrecherbande jüngst aufkündigten. Allein dafür gehören sie alle abserviert.)

Gorbi bescherte den Deutschen die Einheit – was bekam er dafür?

1989, am Ende des Jahrzehnts, schien der Niedergang der staatskapitalistischen Systeme unaufhaltsam zu sein. Dann zeigten die Chinesen kurz mal auf dem Platz des Himmlischen Friedens, wie man himmlischen Frieden schafft. Denn die Kommunisten in Peking hatten 1978 schon gecheckt, dass sie nur dauerhaft an der Macht bleiben würden, wenn sie individuelle Konsumentenfreiheiten gewährten, offiziell: Steigerung des Lebensstandards und Beendigung der Armut. (So begann das größte Wirtschaftswunder der Welt.) Damit ihnen aber ihre Allmacht dabei nicht abhanden käme, was angesichts der Freiheitsrechte einfordernden Studenten durchaus hätte geschehen können, musste jedes Aufbegehren unterbunden werden. Im Nachgang perfektionierten sie den sozialen Repressions- und Kontrollapparat.

(N.B. Was die Chinesen zentralistisch betreiben, macht der Westen pluralistisch mit seinen Großkonzernen, Google, Facebook, etc. Der Pakt zwischen den Internetgiganten und der NSA erzeugt totale Transparenz zur kommerziellen Ausbeutung bei gleichzeitiger vollständigen Kontrolle der User für die unerlässliche Sicherheit und den Fortbestand des Systems. Frankreich ist der Vorreiter in Europa, da werden die Bürger, um Zugang zu bestimmten Services zu erhalten, ab dem nächsten Jahr mit einer neuen Gesichtserkennungssoftware via App beglückt. Totale Überwachung ist unaufhaltsam. Eine unerwünschte Konsequenz der Gelbwesten-Proteste?)

Und dann kam der 09. November 1989 … die Mauer fiel.

Alle Augen waren auf die friedliche Revolution im Stasistaat DDR, dem Vorreiter der totalen Überwachung, gerichtet, die jeden überraschte, obwohl es seit dem Prager Frühling 1968 ein kontinuierliches Vor und Zurück in den Freiheitsbestrebungen der Bevölkerung des Ostblocks und in den Ost-Westbeziehungen gab: Unterdrückung der Opposition in Polen und der Tschechoslowakei, Grundlagenvertrag zwischen der BRD und der DDR, Charta 77 in Prag von den Dissidenten um Vaclav Havel, erneute Unterdrückung in der Tschechoslowakei, Solidarnosc-Gründung und Krise in Polen, Milliardenkredite für Honeckers Pleiteriege (von F.-J. Strauss eingefädelt), Ausweisungen von Bürgerrechtlern aus der DDR, um nur Einiges anzuführen.

Die mit dem Mauerfall ausgelöste Kettenreaktion, die Implosion der Sowjetunion und der anderen Ostblockstaaten, war kein großer Triumph des freien Westens und seinem überlegenen Wirtschaftssystem. (Der vom Start weg einen großen ökonomischen Vorsprung hatte.) Es war vor allem die Niederlage eines repressiven Kontrollsystem, das jegliche Opposition brutal unterdrückte, dem Individuum völlig misstraute und es in ein kollektivistisches Korsett zwang, welches von einer kleinen bornierten und alternden Herrscherclique autoritär gelenkt wurde. In der Wirtschaft würde man sagen, krasse Strategie- und Managementfehler.

Zugleich hypertrophierte die Niederlage des Ostens die Hybris des Westens, Kapitalismus und liberale Demokratie nach westlichem Verständnis wäre das beste aller Systeme. (Das Ende der Geschichte, wie Francis Fukuyama dümmlich verkündete.) Die katastrophalen Fehlentwicklungen, die 1990 durchstarteten und die wir alle tagtäglich durchleben müssen, beweisen das genaue Gegenteil. Dieses System frisst sich selbst und hinterlässt buchstäblich nur noch verbrannte Erde – bis zum absehbaren bitteren Ende.

So sieht unsere Welt aus – solange noch was zum Abfackeln da ist

Wie sonst ist das Folgende zu verstehen?

Laut Hochrechnung der US-Behörde für das Transportwesen von 2018 (von der Presse und den Medien komplett ignoriert, der Bericht liegt mir vor, bei Interesse melden, versende gerne eine Kopie) wird gegen Ende des 21. Jahrhunderts aufgrund des Temperaturanstiegs ein organisiertes menschliches Zusammenleben in der uns bekannten Form nicht mehr möglich sein. Die logische Schlussfolgerung der US-Weisen im Sinne ihrer kapitalistischen Ideologie: Alle Emissionsbeschränkungen aufheben, wir wären ohnehin dem Untergang geweiht, warum also nicht noch etwas Spaß haben? Das ist kein Witz! Wann hat es so etwas schon einmal in der Menschheitsgeschichte gegeben?

Willkommen im endlosen Horror der Gegenwart.

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LINK zu Text über den Finanzkapitalismus, der uns allen so viel Freude bereitet . . .

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