Einschub: Der nächtliche Anschlag, der die Geschehnisse ins Rollen brachte . . .
Außer der zentralen Geschäftsmeile waren die Straßen in Zepter spärlich beleuchtet. Die meisten Bewohner des Viertels blieben nachts zuhause. In der Nacht gehörte der Stadtteil den Clan-Mitgliedern und den mit ihnen assoziierten Gangs. Falls Rivalen auftauchten, was selten geschah, war Krieg angesagt.
Eine große Gruppe Jugendlicher, es mochten um die zwanzig sein, trieb sich auf einem verwarlosten Spielplatz herum. Die meisten von ihnen waren zwischen 14 und 16 Jahre alt. Es waren auch einige 12-jährige unter ihnen. Sie rauchten und alberten herum. Viele texteten mit ihren Smartphones. Vermutlich mit Mädchen, denn die waren nicht dabei. Es war wohl schon zu spät.
Vier Männer in schwarzen Overalls, darunter trugen sie Protektoren, über den Gesichtern Sturmhauben, mit Teleskopschlagstöcken in den quarzbehandschuhten Händen, erschienen an einander gegenüberliegenden Seiten des Spielplatzes. Auf ein Zeichen hin fielen zwei von ihnen über die Jugendlichen her und prügelten völlig hemmungslos auf sie ein. Die Vigilanten gaben dabei keinen Laut von sich. Keuchender Atem war zu hören. Dumpfe Schlaggeräusche, wenn Schlagstöcke auf Muskeln trafen, harte Geräusche, wenn sie auf Knochen prallten. Haut platzte, Blut spritzte, Knochen brachen.
Die jugendlichen Opfer schrien vor Schmerz. Einige waren wie gelähmt. Andere wehrten sich. Wieder andere rannten davon – genau den auf sie wartenden anderen beiden schwarzgekleideten, maskierten Männer in die Schlagstöcke. Ein paar Jugendlichen gelang es dennoch, ihnen zu entwischen. Laut schreiend, sprinteten sie auf die nur fünfzig, sechzig Meter entfernten, ersten Häuser der Straße zu.
Kurz darauf erschienen Menschen vor den Türen. Ältere Jugendliche und Männer liefen zu dem Spielplatz. Als die ersten von ihnen dort eintrafen, lagen die Opfer niedergeknüppelt auf der Erde, manche so verdreht, wie sie gefallen waren, andere zusammengerollt wie Föten im Mutterleib. Wimmern. Stöhnen. Schluchzen. Immer mehr Erwachsene trafen ein, darunter auch die Mütter und Schwestern der Opfer.
Die vier schwarzgekleideten Männer waren verschwunden.