Max Säger, zurück von seinem Abenteuer in U., hat seit Aschermittwoch keinen Tropfen Alkohol mehr angerührt, sondern die Idiotie der Politik des Westens, inbesondere die unseres Jammerlandes nüchtern verfolgt. Bis Ostern will er seine Abstinenz noch durchziehen. Hier sein erster Bericht, nachdem er das Zittern in den Händen soweit unter Kontrolle hat, dass er die nachstehenden 800+ Worte in die Tasten kloppen konnte …
Hurra, wir sind wieder wer! Freuen wir uns auf das Wiederaufleben des deutschen Militarismus! Was für eine ekelige Entwicklung in der neverending Horrorsaga des globalen Kapitalismus. Acht Jahrzehnte nach dem Zweiten Weltkrieg rüstet sich Deutschland, einst das Vorzeigemodell für Nachkriegspazifismus und wirtschaftlichen Wiederaufbau (okay, war immer ein schönes Märchen, aber trotzdem), schamlos und selbstgerecht zur „Mittelmacht mit Führungsanspruch“ im Bündnis.
Vor allem aber kriegt der von der deutschen Regierung (alt wie neu) verhasste Pissblonde im Weißen Haus, was er will: Milliardenaufträge für die US-Rüstungsindustrie (Stichwort NATO-Standard). Schön blöd, was?
Lasst euch nicht von dem hohlen Gelalle von „Sicherheit“ oder „geopolitischer Notwendigkeit“ und dem hysterisch beschworenen „Feindbild Russland“ täuschen, liebe Leute. Es geht weder um den Schutz von Frieden noch von Demokratie und schon gar nicht um das Wohl der Bevölkerung, sondern um die unerbittliche Logik des Kapitalismus und seine perfide Gier, zu expandieren, zu dominieren und Märkte wie Ressourcen zu sichern.

Die Bundesregierung wie mehrheitlich die EU und natürlich die NATO weigern sich, die Gründe, die zum Konflikt mit Russland geführt haben, einzugestehen. Stattdessen blöken die Mandatsträger das immer gleiche Mantra von einseitiger Aggression seitens des „neuen Hitlers“ herunter und beschwören, dass „nur ein Sieg in der Ukraine Europa vor weiterer Expansion des Reichs des Bösen schützen könne“.
Welchem üblen Meister dienen diese kleingeistigen zeternden Zauberlehrlinge?
Halten wir fest: Es besteht ein Unterschied zwischen provoziert und gerechtfertigt. Die spezielle militärische Mission der Russen war provoziert, was sie nicht rechtfertigt und nach UN-Statuten zu einem illegalen Angriffskrieg macht, genau wie übrigens die illegalen Angriffskriege der USA. Russland führt explizit das Vorgehen der USA und der NATO gegen Serbien im Kosovo als Präzedenzfall für sein Handeln an. Das oh Wunder sieht der Westen natürlich ganz anders.
Die gezielte Provokation des Westens lässt sich an vier Punkten verdeutlichen: 1) die Ostexpansion der NATO bis an die russischen Landesgrenzen bei gleichzeitiger Weigerung, Russland ins Bündnis aufzunehmen (es gab dazu vor Jahren eine Anfrage von Putin); 2) die einseitige Aufkündigung der nuklearen/strategischen Rüstungsbegrenzungsabkommen durch die USA; 3) die Installierung von militärischen Einrichtungen in angrenzenden NATO-Mitgliedsstaaten, die Russland als Bedrohung auffasst; und 4) die aktiv geförderten Regimewechsel, Farbrevolutionen in den ehemaligen Sowjetrepubliken Ukraine und Georgien. Ferner der mittlerweile offen erklärte Plan der USA, Russland zu dekolonialisieren. Die USA und NATO betreiben ein äußerst aggressives, expansives Vorgehen und versichern scheinheilig, dies nur aus Sicherheits- und Verteidigungsüberlegungen zu tun.
Wer würde das nicht als Bedrohung auffassen?
Wahrscheinlich nur die hirnentkernten Militärexperten des Westens mit einer schlechten Kindheit nicht. N.B. Wie gestört war die Kindheit unserer Berufssoldaten und Mandatsträger, dass sie sich für solche elenden Karrieren entschieden haben?

Die Irrationalität und Unverantwortlichkeit, die gestern im Bundestag zur Schau gestellt wurde, verheißt Apokalyptisches für diese Republik. Die wahren Gründe für den wirtschaftlichen Niedergang sind hausgemacht (Stichworte Saktionen gegen Russland, bedingungslose Unterstützung des Stellvertreterkrieges in der Ukraine, um nur zwei zu nennen). Ihre Ursachen werden durch kein Milliardensondervermögen beseitigt. Ganz im Gegenteil, es verschärft die Krise!
Dass die Parlamentarier diese Tatsachen mehrheitlich ignorieren, beweist einmal mehr, wie unfähig – oder viel diabolischer, wie unwillig! – die Parteienoligarchie ist, die wahren Herausforderungen und Probleme der Zeit zu erkennen und vor allem sie zu lösen. Damit nicht genug: Sprechpuppen wie Fischer und Kiesewetter werden durch die Talkshows gereicht, um mit abstrusen Argumenten unvermindert Ängste zu schüren und Stimmung für eine europäische Atombombe zu machen. Und die miesen Systemmedien trommeln eifrig mit. Eine Schande, die grenzenlos wütend macht!

Im Kapitalismus ist Militarismus keine Anormalität, ganz im Gegenteil, er ist das entscheidende Merkmal! Siehe die USA, diesen Mafiastaat im Dauerkrieg, dessen Militär weltweit schwächere Staaten erpresst und bei Gehorsamsverweigerung gnadenlos bombardiert. (Außer es handelt sich um Atommächte, in den Fällen müssen die doofen Stellvertreter ran.)
Die deutsche Bücklingsrepublik ist wie alle kapitalistischen Staaten den Interessen ihrer herrschenden Wirtschaftselite verpflichtet, wie ihr sehr wohl wisst. Und was verlangt dieses inzestuöse Dreckspack? Was wohl? „Stabilität“ für den Handel, Zugang zu Ressourcen und die Fähigkeit, deutsche Macht in einer Welt zu projizieren, in der wirtschaftlicher Wettbewerb immer härter wird (Stichwort Handelswege freihalten). Für diesen Kurs werben unermüdlich die Stimmen von sogenannten Experten. Aus welchen Schützenlöchern kriechen diese Heerscharen dumpfer Scharfmacher eigentlich?
Wer behauptet, der Militarismus im 21. Jahrhundert wäre etwas anderes als im 19. und 20. Jahrhundert, besitzt einen IQ, der Raumtemperatur in Celsius gemessen deutlich unterschreitet.
Die Aufstockung des deutschen Militärhaushalts um 100 Milliarden Euro und mehr (Kriegsetat nix Verteidigung) ist ein Signal an die Welt, dass Deutschland bereit ist, seine Interessen mit Gewalt (was für eine Farce angesichts der handelnden Personen und der lächerlichen Bundeswehr) in diesem globalen Unrechtssystem durchzusetzen, welches die Starken belohnt und die Schwachen hemmungslos in die Ärsche fickt (Stichwort Rules Based Order).
In Berlin regiert der Größenwahn. Das Kollektiv der kriegsgeilen Schwachmaten überschätzt sich maßlos. All ihre feuchten Träume von deutscher Militärherrlichkeit können nur im Windschatten der USA ausgelebt werden. Selbst wenn 20% des BSP in die Rüstung fließen würden, hätte Deutschland nicht die Kapazitäten, die Fachkräfte, die Ressourcen, die Energie, um das US-Militär zu ersetzen. Auf Jahre hinaus nicht. (Das gilt für ganz Europa. Weißpapier aus Brüssel hin oder her.)
Besonders die innenpolitischen Auswirkungen seien hier angeprangert. „Aufrüstung“ ist eine „fantastische“ Methode, um öffentliche Gelder von sozialen Programmen, Bildung, Gesundheitsversorgung und Infrastruktur – all das, was die Profitabilität des privaten Kapitals bedroht – in die Hände von Rüstungsunternehmen und Waffenherstellern umzuleiten. Siehe das große „Vorbild“ USA, dessen sozialen Verhältnisse nach Großbritannien nun auch dieser Bücklingsrepublik blühen.
Hier in K., der Hauptstadt des organisierten Jubels und der Vetternwirtschaft sind die Vorboten des Elends an jeder Ecke auszumachen. Die hiesigen Frohnaturen sehen’s positiv, Obdachlosigkeit ist ein Wachstumssegment, das hilft, den Druck vom Wohnungsmarkt in der Stadt zu nehmen.
(N.B. Beinahe vergessen: Jetzt träumen einige Hirnakrobaten in Berlin und anderswo glatt davon, „wettbewerbsbenachteiligte“ Automobilhersteller mit einer Rüstungssparte wieder flott zu machen.)
Diese „Aufrüstung“ ist ergo ein klassischer Fall von „Sozialismus“ für die Reichen und Austerität für den Rest. Der deutsche Mittelstand und vor allem die deutsche Arbeiterklasse (ja, die gibt es noch) werden wie überall die Hauptlast dieser Verschiebung tragen, indem sie diesen idiotischen Militarismus mit ihren Steuern bezahlen (und möglicherweise mit ihrem Leben).

Übersehen wir ebenso nicht die „historische Ironie“: Ausgerechnet dieses Jammerland, von dessen Boden angeblich nie wieder Krieg ausgehen soll, rüstet auf! Obwohl das unter dem Banner der NATO oder der europäischen Einheit geschieht, muss es uns allen sehr zu denken geben. Nun bedeutet dies nicht zwangsläufig, dass die Geschichte sich wiederholt, aber es zeigt deutlich, dass der Kapitalismus des imperialistischen Westens mit seinen Widersprüchen und seinem Wettbewerbsdruck selbst die Bedingungen für die Konflikte und militärischen Bedrohungen, die in Wahrheit ökonomische sind, schafft, die angeblich von außen an diese Republik und den gesamten Westen herangetragen werden.
Die Propaganda der Systemmedien, man muss korrekterweise psychologische Kriegsführung sagen, gegen die eigene Bevölkerung leistet zumindest bei der Mehrheit des Stimmviehs ganze Arbeit.
Der neue deutsche Militarismus ist beileibe kein isoliertes Phänomen (nahezu die ganze EU ist von dem idiotischen Virus ergriffen), sondern ein dramatisches Symptom des globalen Systems in der Krise, das Profit über Menschen und Macht über Frieden stellt und es lieber auf einen großen Knall ankommen lässt, als das es sich ändert. Warum auch nicht? Die herrschende Klasse hat immer die größte Chance, ohne arge Blessuren aus dem Schlamassel zu kommen – solange der Planet uns allen nicht nuklear um die Ohren fliegt. Wir „Gesocks“ hingegen werden von den Eigentümern und ihren Eliten jederzeit und ohne mit der Wimper zu zucken geopfert, wetten?
Die letzte Bundestagswahl war erneut eine eindrückliche Bestätigung des geflügelten Wortes: „Die dümmsten Kälber wählen ihre Henker selber.“ Da können die Wutwichtel noch so toben. Aber bestimmt lag es an der beschissenen Auswahl, oder?
P.S. Die tödliche „Finanzialisierung“, die der BlackRock-Fuzzi dem Land verordnet (hat er vor der Wahl eigentlich davon gesprochen?) bedeutet nichts anderes, als ein gigantisches Ausbluten der Gesellschaft zugunsten der herrschenden Eigentümerklasse. Das kriminelle Unterfangen steht erst am Anfang. Wen das nicht aufwiegelt, der hat sein Schicksal verdient.