Die Konten geplündert, die Lebensgefährtin beklaut, trotzdem völlig abgebrannt muss Chris sich nun das Schmiermittel für sein Glück von den öffentlich lizensierten Kredithaien des deutschen Bankengewerbes beschaffen, um Gebieterin Astrid bei Laune zu halten . . .
INNEN. WESTBANK, BÜRO KUNDENBERATER – TAG
Chris sitzt vor einem Schreibtisch in einem hellen Büro.
CHRIS: Ich möchte ein paar persönliche Anschaffungen tätigen.
Ein Kundenberater, dicklich, in Anzug und Krawatte, sitzt ihm gegenüber und füllt den Kreditantrag am PC aus. Hinter ihm an der Wand ist der Schriftzug: WESTBANK.
KUNDENBERATER: Dafür ist es eine gute Zeit. Noch nie war Geld so billig, wie heute.
CHRIS: Sie meinen, wer jetzt kauft, kauft also clever?
KUNDENBERATER: Ihre Entscheidung, in Sachwerte zu investieren, ist sehr vernünftig.
Er schiebt ihm den Vertrag herüber. Chris überfliegt.
CHRIS: Finden Sie die Tilgungsrate nicht ein bisschen … happig?
KUNDENBERATER: Das ist nicht die Tilgungsrate, das sind die Zinsen. Die Tilgung finden Sie weiter unten.
Chris liest den noch höheren Betrag und muss schlucken.
CHRIS: Monatlich … ?
KUNDENBERATER: Selbstredend.
CHRIS: Selbstredend. Ha, zum Glück ist Geld heute so billig, wie noch nie, was?
KUNDENBERATER: Das kann ich Ihnen sagen. Dann sind wir uns also einig?
CHRIS (unterschreibt): Sind wir, guter Mann, sind wir.
KUNDENBERATER: Ich benötige noch den originalen Kraftfahrzeugbrief für die Akten.
CHRIS: Die Kopie reicht Ihnen nicht aus?
Chris lächelt. Der Kundenberater lächelt.
KUNDENBERATER: Reine Formalität. Schicken Sie mir das Original per Post zu. Einfaches Einschreiben genügt.
CHRIS: Damit wären dann alles erledigt?
KUNDENBERATER: Selbstredend. Und das Geld steht Ihnen per sofort zur Verfügung.
Der Kundenberater drückt auf einen Knopf und reicht ihm die Hand. Chris schlägt kräftig ein.
INNEN. STRETCHLIMOUSINE – TAG
Astrid thront in ihrem Chanel-Kostüm wie eine Königin auf der Rückbank, Krokoledertasche, Pumps, schwarzes Kleid. Sie sieht aus wie Audrey Hepburn in „Breakfast at Tiffany’s“, nur strenger und unnahbarer.
Chris hockt auf einem schmalen Klappsitz, die Augen gesenkt. Er darf sie weder anschauen noch ansprechen.
Der Chauffeur wirft ab und zu einen Spannerblick auf die attraktive, unnahbar scheinende Frau. Das missfällt ihr.
GEBIETERIN ASTRID (Richtung Chris): Der Chauffeur stört mich.
Chris schreckt hoch, wendet sich an den Chauffeur.
CHRIS (Kommandoton): Trennscheibe hoch. Aber zackzack.
Der Chauffeur grinst die dritten Zähne zeigend und fährt langsam die Trennscheibe hoch.
INNEN. HUNDEZUCHT – TAG
Eine HUNDEZÜCHTERIN (54), eine kräftige Frau mit Kittel und nackten, dicken Armen, hält einen jungen Hund auf dem Arm.
HUNDEZÜCHTERIN: Die kleine Hundedame ist stubenrein und entwöhnt.
GEBIETERIN ASTRID: Du bist aber eine süße Dame.
HUNDEZÜCHTERIN: Die Stammbaum-Zeugnisse sind in Ordnung, geimpft ist sie auch.
GEBIETERIN ASTRID: Wie heißt sie denn?
HUNDEZÜCHTERIN: Belinda zu Hohenstein vom Hahnenweg die Vierte.
GEBIETERIN ASTRID: Nein, Sie heißt Mademoiselle Catherine.
HUNDEZÜCHTERIN: Das arme Tier. Wer bezahlt? Der Freier da?
Astrid verlässt ohne ein weiteres Wort den Raum.
CHRIS: Ein bisschen Anstand könnte Ihnen nicht schaden, junge Frau.
HUNDEZÜCHTERIN: Ich frage mich, ob ich einem Pärchen wie euch beiden, meine Belinda überhaupt anvertrauen kann?
Chris holt eine Geldrolle hervor. Er zählt ein, zwei, drei Scheine ab. Keine Reaktion der Züchterin. Er zählt vier, dann fünf 100-Euroscheine ab. Jetzt erst nickt die Züchterin.
Er präsentiert ihr die Scheine. Aber sie deutet mit dem Kopf auf ihre Kitteltasche, Chris stopft das Geld da hinein, woraufhin die Züchterin ihm die Hündin in die Arme drückt.
HUNDEZÜCHTERIN: Wenn du’s nicht mehr aushältst, du weißt, wo immer ein voller Napf auf dich wartet, Schnuckelchen.
CHRIS: Meinen Sie, der Hund versteht das?
HUNDEZÜCHTERIN: Wer spricht hier mit dem Hund?