ALL THE PRESIDENT’S CON MEN – eine vorausblickende Rückschau

Seit einigen Jahren leben wir im gefühlten ‘Groundhog’s Day Kontinuum’. Alles wiederholt sich und keinen wundert’s, denn in unserer medialen Gleichzeitigkeit ist alles gegenwärtig, wenn auch nicht immer bewusst. Folglich ist das Nachstehende zugleich Vergangenheit, Gegenwart und – was zu befürchten ist – Zukunft . . .

Wir erinnern uns an den alten Spruch von Kalle Marx: Geschichte geschieht immer zweimal, zuerst als Tragödie, dann als Farce. Das galt früher einmal. Heute vermischt das ‘Groundhog’s Day Kontinuum’ beide Formen zu einem fürchterlich lähmenden, lächerlich-tragischen Giftbrei.

Es geschah 2016: Mit 2,49 Millionen Stimmen hinten liegen und trotzdem 45. US-Präsident werden. Freunde, bedarf es eines deutlicheren Beweises für die Lächerlichkeit der 20 Monate währenden Multimedia-Farce, die sich US-Wahl nannte? Bush der Dümmere hatte im Jahre 2000 nur 550.000 Stimmen weniger als Gegenkandidat Gore. Seine Präsidentenkür musste damals der Oberste Gerichtshof noch per Dekret anweisen, indem er eine Neuauszählung der abgegebenen Stimmen in Florida untersagte.

Maske? Wie Maske?

Vier Legislaturperioden später war soviel Demokratiezinnober nicht mehr erforderlich. Die verlogen-freundliche Verkäufervisage des Systems trat ab (BO, Friedensnobelpreisträger und Dronenkrieger, Whistleblowerjäger und Bankerfreisprecher) und die ungeschminkte Fratze des Großkapitals, DJT, trat an. Ab dem Zeitpunkt brauchte der Spät-Kapitalismus keine strahlenden Verkäufer mehr.

Alle Welt hatte längst kapiert, dass er „alternativlos” ist. Wer anderer Meinung sein sollte, den bestrafen die Massenvernichtungswaffen des Systems: IMF und Weltbank. Bei ganz und gar Renitenten eilt die militärische Schutzmacht zur Rettung herbei. Der systematisch verblödete Populus in den USA – und nicht nur dort, wie der Blick auf die erstarkende Rechte in Frankreich, Polen, Ungarn, England und hierzulande lehrt – liegt derart danieder, dass er in Gestalten wie dem am 20.01.2017 inthronisierten das Heil sucht.

Im 21. Jahrhundert gilt mehr als zuvor: Jedes Wahlvolk wird solange vom System mit Ideologie zugebombt, bis es sich die Regierung wählt, die es verdient.

Diese Wahrheit war auch bei einem Sieger mit 2,49 Millionen Stimmen weniger als seine Gegenkandidatin HRC gültig. (Mir sträubt sich alles, die Namen dieser Subjekte länger auszuschreiben.) Bei der Alternative zwischen Kandidat Pest oder Kandidat Cholera hatten sich die Wahlroboter für die leichter auszusprechende Krankheit entschieden. Tödlich verlaufen bekanntlich beide, wenn die Patienten nicht richtig behandelt werden. Wer sich die Regierungsmannschaft des Grauens anschaute, die trotz aller Wechsel ausnahmslos aus Milliardären und Millionären, Abtreibungsgegnern, Evangelisten, Klimawandelverneinern, Kreationisten, Militaristen, Rassisten, Steuerbetrügern, Subventionsschwindlern und natürlich Goldman-Sachs-Mitarbeitern besteht, der wusste, was geschehen würde: Nichts von dem, weshalb DJT von seinen zahnlosen White-Trash Fans gewählt wurde. Dafür alles, was die Herrscherklasse für die eigene Bereicherung für nötig erachtete. Und – welch Wunder – so geschah es.

Wer die Amtsantrittsrede von DJT las und sich dazu eine Sitcomtonspur mit Gelächter vorstellte, der bekam richtig Spaß. Wer sich das nicht antun wollte, bekam trotzdem Spaß, denn ausbaden mussten und müssen den Mist bekanntlich alle, auch diejenigen, die nicht für den Schwachmaten und seine Kotztruppe gestimmt hatten.

Vorfreude ist die schönste Freude

Reichtum korrumpiert. Großer Reichtum macht größenwahnsinnig. Es besteht kein Unterschied, ob DJT mit allen Mitteln versucht, Anlieger seines Golfplatz-Ressort in Schottland zum Verkauf ihrer Grundstücke zu nötigen, damit er seinen Immobilienbesitz vergrößern kann, oder ob Facebook-Zuckerberg auf Hawaii Ureinwohner per Klage zwingen will, ihre Strandgrundstücke an ihn zu veräußern, damit er seinen Immobilienbesitz vergrößern kann. Egal wie harmlos der Sprechautomat Zuckerberg daherkommt.

Exemplarisch, dass immer mehr Milliardäre weltweit in Präsidentenämter streben. Wir erleben die Rückkehr der Feudalherrscher in Großkapitalisten-Gestalt. Ist es demnach nicht mehr völlig egal, wer den Grußonkel im Weißen Haus gibt?

Die Ursachen für die Unruhe in der Welt liegen im Finanzmarkt und dem Konzern getriebenen Spät-Kapitalismus, diesem alles dominierenden Wirtschaftssystem, welchem sich mittlerweile sämtliche Nationen verschrieben haben (müssen) – auch Nukleartyrann Kims Nordkorea. Die daraus resultierenden Probleme und Krisen, wie eskalierende Ressourcenausbeutung, globale Klimaerwärmung, großflächige Umweltzerstörung, Vergiftung der Meere und massives Artensterben, die immer weiter auseinanderklaffende Schere zwischen reicher Minderheit und armer Mehrheit, kann, vor allem aber will dieses System nicht lösen. (Aller vernebelnden Sonntagsreden europäischer Politiker – Merkel voran – zum Trotz. Ihre Untaten sprechen eine eindeutige Sprache.)

Zum Feste nur das Beste

Ausbeutung ist die Voraussetzung des allein auf Wachstum und Profit beruhenden Wirtschaftssystems. (Corporations, börsennotierte Großkonzerne, können nur eines, „to extract capital”, Geld rausziehen und in die Taschen der Shareholder pumpen.)

Die unmittelbaren Folgen, wie Kriege und Migration, dauern nicht nur an, sie werden drastisch zunehmen. Die „Globalisierung“, die nie etwas anderes war, als der Versuch der USA, ihre Weltvormachtstellung nach Ende des Kalten Krieges zu festigen und auszubauen, ist in ihrer jetzigen Form der Turbobeschleuniger des Niedergangs.

In unserer ahistorischen Gegenwart wird leicht vergessen, dass ein gewisser Hitler 1933 auch per demokratischer Wahl an die Regierung kam. In Zeiten wirtschaftlicher Not, gestützt von Großkapital und Bürgertum, die naiverweise glaubten, den Schreihals kontrollieren und entsorgen zu können, wenn er ihnen lästig würde. Die Nummer ging anders aus als erwartet. Geschichte wiederholt sich nie gleich, es gibt aber Parallelen zu den unruhigen Jahrzehnten des frühen 20. Jahrhunderts. Eine der Lehren aus Weltwirtschaftskrise 1929 und Depression der 1930er Jahre war eine Zügelung der Kräfte des freien Marktes. Diese Zügelung wurde bekanntlich 1999 abgeschafft. (Stichwort Deregulierung.) Seitdem herrschen Krisen, Unruhe und Terror, dominieren Angst und Zynismus die Gefühlswallungen des Populus – und Wut. Aus den Millionen „kleiner Männer”, die nichts machen können, sind Heerscharen Stimmzettel mächtiger „Wutwichtel” geworden.

Ein Symptom von Krisenzeiten ist es, dass Typen wie DJT, kriminell, narzisstisch, vulgär, sexistisch, rassistisch, pubertär, egozentrisch, nationalistisch und verlogen, als Retter betrachtet werden. Die Rachephantasien der Arschgefisteten entzünden sich an der Vorstellung, denen da oben selbst einmal richtig in den Arsch zu fisten. Und dafür suchten sich die Wutwichtel ausgerechnet einen selbstverliebten, größenwahnsinnigen Superreichen, der in einem goldüberladenen Penthouse lebt und Gucci-Schuhe trägt? Klar doch, ein Wutwichtel erkennt eben den anderen. Schau mir in die Augen, Kleiner.

Was soll sich im Wahljahr 2020 also schon ändern? Tolle Aussichten.

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