KURIER – Story 18

Der Bodyguard rammt Malte eine Faust ins Gesicht. Der Junge prallt gegen den Wagen und landet auf dem Bürgersteig. Ich zucke zusammen und beiße mir auf die Lippen …

Der Bodyguard sagt: „Du beklaust deinen eigenen Vater? Hast du überhaupt keine Ehre?“

Mein Sohn liegt benommen vor ihm und wagt es nicht, ihn anzuschauen.

„Oder steckt ihr beiden etwa unter einer Decke?“ Misstrauisch mustert der Bodyguard mich.

„Mein Vater hat nichts damit zu tun“, stößt Malte hervor.

Unvermittelt tritt der Bodyguard ihm in den Bauch. Malte röchelt und übergibt sich.

Ich beiße mir fester auf die Lippen, aber rühre mich noch immer nicht.

Er zieht Malte wieder auf die Füße. Dem Jungen laufen Blut und Tränen und Speichel herunter. Er wimmert. Noch kann ich ihm nicht helfen. Noch darf ich ihm nicht helfen. Zuerst muss er komplett auspacken.

Schweigend starrt der Bodyguard meinen Sohn an.

Malte überlegt nicht lange und packt aus. „E-Es ist oben in der Wohnung. Das meiste ist noch da –“

„Wo ist das Geld?“, fährt Bodyguard dazwischen.

Jetzt berühre ich ihn am Arm: „Ich brauche deine Hil–“, und kassiere sofort einen Schlag in den Bauch, der mich wie einen Boxer auf die Knie gehen lässt. Aber ich quäle mich wieder in den Stand und sage ihm bemüht deutlich, dass ich trotzdem seine Hilfe benötige.

Der Bodyguard schaut mich auffordernd an.

* * *

Die drei Jungen liegen gefesselt und geknebelt auf dem Betonboden in der Halle, in der ich dem Boss vor nicht einmal vierzehn Stunden alles erklären musste. Der Bodyguard steht wie ein Scharfrichter über ihnen, einen Vorschlaghammer mit einem locker einen Meter langen Stiel neben sich, die Finger seiner rechten Hand trommeln lässig auf dem blutrot lackierten Stielende.

Ich stehe wie ein armseliger Bittsteller neben dem Boss. Auf einem Tisch liegen die sichergestellte restliche Ware und ein Haufen Geldscheine. Der Boss schnalzt mit der Zunge sagt: „Es fehlen 100 Gramm und dreitausend Euro.“

„Ich werde für den Schaden aufkommen.“

„Selbstverständlich wirst du das.“

„Die Jungs werden nichts verraten.“

„Sie haben mich gesehen.“

„Sie werden aus der Stadt verschwinden. Du wirst sie niemals wiedersehen und nie wieder von ihnen hören.“

Boss schaut mich belustigt an.

In dem Wissen, wofür mein Wissen ihm wirklich nützlich wäre, sage ich: „Okay. Ich mache den Job.“

„Ach, was kannst du mit deinem Burn-out schon für mich tun?“ Er spielt mit mir.

„Ich kann dein Geld waschen. Das soll ich doch für dich tun.“

„Fällt dir das nicht ein bisschen spät ein?“

„Und zwar so, dass es absolut nicht zurückverfolgbar ist.“

Zwei schwere, harte Schläge sind zu hören, es klingt als würde Eierschalen knacken, nur viel lauter. Ich erstarre … Der Bodyguard hat dem Seatfahrer und dem anderen Jungen mit dem Vorschlaghammer die Schädel eingeschlagen.

Malte bäumt sich auf vor Angst, schreit panisch unter dem Klebeband. Er pinkelt sich in die Hose.

Ich renne zu meinem Sohn, stellt mich schützend vor ihn: „Stopp! Nicht! Bitte lass ihn leben! Bitte.“

Aber der Bodyguard schiebt mich einfach zur Seite. Ich umklammere seinen rechten Arm. Er biegt mir mit der linken Hand die Finger auf und quetscht meine Hand zusammen, dass ich vor Schmerz knurrend auf den Boden sinke.

Ich schnappe nach Luft und rufe dem Boss zu: „Bitte lass ihn leben! Bring mich dafür um!“

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