DEKLARATION ZU PALÄSTINA – ein historisches Dokument

Thekenphilosoph Max Säger kramte in den Archiven und entdeckte die nachfolgende Deklaration zu Palästina aus dem Jahre 1947. Er musste sich an seinen Hocker krallen, um nicht von der Wucht und Weisheit der Worte lang in den Saal geschleudert zu werden. Okay, Säger liebt’s theatralisch. Dennoch, die Deklaration ist nach 77 Jahren nicht nur historisch ein wichtiges Dokument. Sägers Dank gilt dem Marxist Internet Archive, das diesen Schatz aller Welt, wie er in seiner Euphorie nicht müde wird auszurufen, zugänglich gemacht hat. Mit Blick auf Deutschland dekuvriert der Text, so Säger, die hirnlosen Phrasen unserer Politikvollstrecker/Staatsräsonisten als das, was sie sind: Propaganda für den Obermaxe und seine auf Gewalt, Willkür und Ausbeutung beruhende Regel-basierte-Ordnung, der sie sich willfährig unterwerfen. Aber das ist seine Meinung. Nachstehend der volle Wortlaut aus dem Englischen von Säger übertragen. Bildet euch eure eigene Meinung, Leute, und reflektiert, was ab 1948 in Palästina geschehen ist. Für einen Vergleich mit dem Original findet Ihr einen Link ganz unten:

Diese Konferenz der Vertreter der kommunistischen Parteien in den Ländern des Britischen Empires entbietet dem palästinensischen Volk, das für seine nationale Befreiung gegen die militärische, politische und wirtschaftliche Vorherrschaft des britischen Imperialismus sowie gegen die wirtschaftliche Durchdringung und die strategischen Pläne des amerikanischen Imperialismus kämpft, ihre herzlichsten Grüße und sichert ihm ihre volle Unterstützung zu.

Wir protestieren gegen das Regime der brutalen kolonialen Unterdrückung, das auf Palästina lastet, und verurteilen es. Wir sprechen den Massen, die unter dieser Herrschaft leiden, unser tiefstes Mitgefühl aus.

Wir fordern die Beendigung der imperialistischen Politik, die darauf abzielt, Palästina nicht nur als Absatzmarkt für Erdöl und als Stützpunkt für die militärische Kontrolle von Suez zu erhalten, sondern auch als strategischen Stützpunkt, der die imperialistischen Interessen im gesamten Nahen Osten gegen die Interessen und Rechte seiner Völker schützt und damit den Frieden in der Welt gefährdet.

Wir sind der festen Überzeugung, dass alle, die die Freiheit lieben und den Frieden in Palästina und in der ganzen Welt suchen, sich zusammenschließen sollten, um den sofortigen Abzug der britischen Truppen aus Palästina, die Aufhebung des Mandats und die Schaffung eines freien, unabhängigen und demokratischen palästinensischen Staates zu fordern und zu sichern, der allen seinen Bewohnern, Arabern und Juden, gleiche Bürgerrechte mit voller Religionsfreiheit und vollen Möglichkeiten zur Entwicklung ihrer Kultur garantiert.

Nur so kann Palästina Freiheit und Sicherheit erlangen, nicht nur vor den militärischen Kräften des Imperialismus, sondern auch vor der wirtschaftlichen Vorherrschaft des ausländischen Kapitals, das, unter welchem Deckmantel auch immer, versucht, die Völker Palästinas auszubeuten und ihre Bewegung zur nationalen Befreiung zu zerschlagen. Dies ist keine Angelegenheit für anglo-amerikanische Manöver. Die Vereinten Nationen sollten das palästinensische Volk in seinem Kampf um die Unabhängigkeit seines Landes jetzt unterstützen.

Wir begrüßen die aufstrebenden Kräfte der arabischen Nationalbewegung, die im gesamten Nahen Osten täglich an Stärke im Kampf für die Befreiung zunimmt, und die wachsenden Kräfte unter den jüdischen Massen in Palästina, die erkennen, dass sie im gemeinsamen Kampf mit den Arabern eine Rolle zu spielen haben, um Palästina aus der imperialistischen Umklammerung zu befreien.

Wir warnen alle Juden, dass der Zionismus, der Palästina oder einen Teil Palästinas zu einem jüdischen Staat als Verbündeten der imperialistischen Mächte und ihrer Basis im Nahen Osten machen will, die Juden von der wirklichen Lösung des Problems des Antisemitismus ablenkt, die in der demokratischen Entwicklung und der vollen Gleichberechtigung innerhalb der Länder, in denen sie leben, besteht. Es liegt im Interesse des palästinensischen Judentums, sich dem zionistischen Konzept zu widersetzen, das darauf abzielt, das Judentum zu einem Instrument des Imperialismus im Nahen Osten zu machen, in Opposition zum nationalen Befreiungskampf in Palästina, in Opposition zu den fortschrittlichen Kräften in den demokratischen Ländern Europas und zur Sowjetunion.

Aber der anglo-amerikanische Imperialismus hat den Zionismus nicht nur für seine Politik des Teilens und Herrschens benutzt, er versucht auch, sich die Unterstützung reaktionärer arabischer Elemente zu sichern, um den Nahen Osten als Basis für Operationen gegen die Sowjetunion und gegen die Befreiungsbewegung der Massen im gesamten Nahen Osten zu stärken.

Wir müssen das arabische Volk vor jenen reaktionären arabischen Elementen warnen, die bereit sind, die Bewegung für die nationale Befreiung zu verraten, um sich die Unterstützung des Imperialismus für ihre Partikularinteressen gegen die Interessen der Massen zu sichern.

Deshalb appellieren wir auf dieser Konferenz an die Araber und Juden in Palästina, zu erkennen, dass es in ihrem gemeinsamen Interesse liegt, sich im Kampf gegen den Imperialismus zusammenzuschließen.

Gleichzeitig sind die umfassenderen Probleme, mit denen das jüdische Volk in der ganzen Welt konfrontiert ist, nicht die Probleme Palästinas. Der Antisemitismus, eine Waffe, die vom Faschismus zu barbarischen Extremen getrieben wurde, ist eine Waffe, die von der herrschenden Klasse eingesetzt wird, um die Massen des Volkes zu spalten und vom Kampf für ihre wahren Interessen abzulenken.

Kein Mann und keine Frau kann heute an die Notlage des Judentums denken, ohne sich an Maidanek und Belsen zu erinnern, ohne tiefes Entsetzen über die von den Faschisten an den europäischen Juden begangenen Verbrechen zu empfinden und ohne sein tiefes Mitgefühl mit denjenigen auszudrücken, die dieses Grauen überlebt haben.

Es ist die Pflicht aller freien Völker, diesen Opfern des Faschismus beizustehen. Es ist ihre Pflicht, die Schließung der Lager zu fordern, in denen einige dieser Opfer noch immer untergebracht sind, und ihnen bei der Wiederansiedlung in ihren eigenen Ländern zu helfen. Wir begrüßen den neuen Status der Freiheit, den das Judentum nicht nur in der Sowjetunion, sondern auch in den neuen Demokratien in Europa erlangt hat, eine Position, die das Judentum in der ganzen Welt dazu anspornen sollte, seinen Kampf für diese demokratische Lösung in allen Ländern zu intensivieren. Für diejenigen, die voller bitterer Erinnerungen an vergangene Verfolgung nicht zurückkehren wollen, fordern wir, dass Großbritannien, Australien, Kanada, die USA und andere freie Länder als Sofortmaßnahme Möglichkeiten für ihre Wiederansiedlung in diesen Ländern schaffen, damit diese Opfer des Faschismus dort neue Hoffnung und neues Leben finden können.

Kein Demokrat würde die Einwanderung nach Palästina durch eine imperialistische Macht gegen den Willen des Volkes erzwingen wollen. Wir glauben, dass die Frage der Einwanderung nach Palästina nur von der Bevölkerung eines unabhängigen und demokratischen Palästinas entschieden werden kann. Wir sind uns jedoch bewusst, dass es im Laufe der Geschichte keine Feindschaft zwischen Arabern und Juden gegeben hat, bis die Imperialisten mit Hilfe des Zionismus versuchten, den Nahen Osten zu spalten und zu zerstören. Und wir glauben, dass ein freies, unabhängiges Palästina, das sich des furchtbaren Leids bewusst ist, das dem europäischen Judentum durch den Faschismus zugefügt wurde, im Verbund mit den anderen freien Ländern der Welt ebenso bereit wäre, den Opfern des Faschismus Hilfe und Sicherheit zu bieten, wie jedes andere freie Land.

Wir geben daher unserer aufrichtigen Hoffnung Ausdruck, dass die Kräfte der arabischen Nationalbewegung und die fortschrittlichen Kräfte innerhalb des palästinensischen Judentums in Anerkennung ihrer Interessenidentität rasch auf ihr gemeinsames Ziel zusteuern und zu diesem Zweck versuchen werden, unter Arabern und Juden in Palästina jene Bedingungen zu schaffen, die nicht nur politische Übereinstimmung, sondern auch gemeinsames Handeln und Einigkeit im Kampf für die Befreiung ihres Landes gewährleisten können.

Wir sind zuversichtlich, dass fortschrittliche und demokratische Kräfte in anderen Ländern den Kampf des palästinensischen Volkes unterstützen werden und in ihren eigenen Ländern den Antisemitismus bekämpfen und den Juden helfen werden, die verbreiteten zionistischen Illusionen zu entlarven und sie so für den gemeinsamen Kampf für Freiheit und Demokratie zu gewinnen.

Das ist der Weg nach vorn für Palästina.

Das ist der Weg nach vorn, um dem europäischen Judentum zu helfen.

Das ist der Weg nach vorn, um die Kräfte zu stärken, die für Frieden und Demokratie in der ganzen Welt kämpfen.

Unterzeichner:

G Adhikari (Indien)

Tim Buck (Kanada)

Desmond Buckle (West Afrika)

Danie J Du-Plessis (Süd Africa)

John L Henry (Australien)

S Joannou (Zypern)

P Kumarsiri (Ceylon)

S Mikunis (Palästina)

HA Naidoo (Süd Afrika)

R Palme Dutt (Großbritannien)

Gerald Peel (Australien)

Emile G Touma (Palästina)

Wu Tien-Wang (Malaysien)

03. März 1947

LINK: Deklaration zu Palästina in englischer Sprache …

https://www.marxists.org/archive/dutt/1947/03/palestine.htm

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