VIGILANTEN – work in progress 11

Eine Gruppe unschuldiger Jugendlicher wird zur Zielscheibe. Die brutale Tat, die ganz Zepter empört, bezeichnen viele Bewohner wie Fachleute als die erste Eskalationsstufe auf dem Weg zu den Ereignissen vom 15. September …

Außer der zentralen Geschäftsmeile waren die Straßen spärlich beleuchtet. Die meisten Bewohner des Viertels blieben nachts zuhause. Nachts gehörte der Stadtteil den Clan-Mitgliedern und der mit ihnen assoziierten Gang. Falls Rivalen auftauchten, war Krieg angesagt. Am heutigen Abend tauchten keine Rivalen auf.

Eine große Gruppe Jugendlicher, es mochten um die zwanzig sein, hatte sich auf einem alten Spielplatz versammelt. Die meisten von ihnen wohl im Alter zwischen vierzehn und siebzehn, es waren aber auch einige zwölfjährige darunter. Sie rauchten, alberten herum und reichten sich gegenseitig Sprüche rein. Einige texteten mit ihren Smartphones. Vermutlich mit ihren Freundinnen, denn Mädchen waren offenbar nicht dabei. Es war wohl schon zu spät.

Vier Männer in schwarzen Overalls und Protektoren an Schultern, Armen und Beinen erschienen unbemerkt an zwei einander gegenüberliegenden Seiten des Spielplatzes. Sie trugen Helme und hatten ihre Gesichter mit Sturmhauben vermummt. In ihren quarzbehandschuhten Händen hielten sie Teleskopschlagstöcke.

Was wie der Beginn aussieht, ist häufig nur die erste Konsequenz

Auf ein Zeichen hin fielen zwei von ihnen über die Jugendlichen her und prügelten völlig hemmungslos auf sie ein. Die vermummten Männer gaben dabei keinen Laut von sich. Nur ihr keuchender Atem war zu hören und dumpfe Schlaggeräusche, wenn ihre Schlagstöcke auf Muskeln trafen und härtere Geräusche, wenn sie auf Knie und Ellbogen prallten.

Haut platzte, Blut spritzte, Knochen brachen.

Die jugendlichen Opfer schrien vor Schmerz. Einige waren wie gelähmt. Andere wehrten sich. Wieder andere rannten davon, genau den zwei auf sie wartenden schwarzgekleideten, maskierten Männern in die Schlagstöcke. Ein paar Jugendlichen gelang es dennoch, ihnen zu entwischen. Laut schreiend sprinteten sie auf die nur fünfzig oder sechzig Meter entfernten Mietskasernen zu.

Kurz darauf erschienen viele Menschen auf der Straße. Ältere Jugendliche und Männer hasteten zu dem Spielplatz hinüber. Als die ersten von ihnen dort eintrafen, fanden sie ihre Söhne und Brüder niedergeknüppelt auf der Erde, manche so verdreht, wie sie gefallen waren, andere zusammengerollt wie Föten im Mutterleib.

Wimmern, Stöhnen und Schluchzen erfüllte die Luft.

Immer mehr Erwachsene erreichten den Spielplatz, unter ihnen auch die Mütter, Tanten und Schwestern der Opfer. Der Hass und die sinnlose Gewalt verschlug vielen zunächst die Sprache, dann drangen ihre lauten Klagerufe in die Nacht hinaus.

Zu dem Zeitpunkt begossen die vier nun nicht mehr schwarzgekleideten und maskierten Schläger nur wenige Kilometer entfernt in ihrer Stammkneipe den großen Erfolg.

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