BEZAHLSCHWEINCHEN – Szenen 9 – 11

Eine Findomina bei Laune zu halten, erfordert nicht nur Nerven wie Drahtseile, sondern auch Taler wie Dagobert Duck. Nerven zeigt Chris wenige, Skrupel noch weniger, nur an Bargeld mangelt es dramatisch. Wie soll er seiner Angebeten die Welt zu Füßen legen, wenn er ihr nicht einmal eine Fußmatte bieten kann? Sein Plan: Finanzielle Sofortabhilfe schaffen, um Gebieterin Astrid ein Lächeln ins schöne Antlitz zu zaubern . . .

INNEN. WESTBANK, BÜRO KUNDENBERATER – TAG

Chris hockt vor einem Schreibtisch in einem kahlen, hellen Raum, der wohl frugale Sparsamkeit signalisieren soll.

CHRIS: Ich möchte ein paar persönliche Anschaffungen tätigen, wissen Sie.

Ein Kundenberater mit gestylter Kurzhaarfrisur und gestreiftem Anzug sitzt ihm gegenüber und füllt den Kreditantrag am PC aus. Hinter ihm an der Wand ist der goldene Schriftzug WESTBANK zu erkennen.

KUNDENBERATER (blickt auf): Ausgezeichnet. Dafür ist jetzt genau die richtige Zeit. Noch nie war Geld so billig, wie heute.

CHRIS: Sie meinen, wer jetzt kauft, kauft also clever?

Der Drucker auf dem Beistelltisch rattert.

KUNDENBERATER: Ihre Entscheidung, in Sachwerte zu investieren, ist sehr vernünftig.

Er nimmt den Vertrag aus dem Drucker und legt ihn zusammen mit einem Mont Blanc Kugelschreiber Chris vor. Chris überfliegt das Papier.

CHRIS: Finden Sie die Tilgungsrate nicht ein bisschen … happig?

KUNDENBERATER: Das ist nicht die Tilgungsrate, das sind die Zinsen. Die Tilgungsrate steht weiter unten.

Chris liest den noch höheren Betrag und muss schlucken.

CHRIS: Monatlich … ?

KUNDENBERATER: Tilgungsraten sind immer monatlich.

CHRIS: Natürlich. Zum Glück ist Geld heute so billig, wie noch nie.

KUNDENBERATER: Das kann ich Ihnen sagen. Dann sind wir uns also einig?

CHRIS (unterschreibt): Sind wir.

KUNDENBERATER: Ich benötige noch den originalen Kraftfahrzeugbrief für die Akten.

CHRIS: Die Kopie reicht Ihnen nicht aus?

Chris lächelt. Der Kundenberater lächelt.

KUNDENBERATER: Reine Formalität. Schicken Sie mir das Original per Post zu. Einfaches Einschreiben genügt.

CHRIS: Damit wären dann alles erledigt?

KUNDENBERATER: Selbstredend. Und das Geld steht Ihnen per sofort zur Verfügung.

Der Kundenberater reicht ihm die Hand. Chris schlägt ein.

Volle Kassen, hoch die Tassen

INNEN. STRETCHLIMOUSINE – TAG

Astrid thront in ihrem Chanel-Kostüm wie eine Königin auf der Rückbank, auf dem Schoß ihre Krokoledertasche, an den schlanken Füßen ihre Pumps. Sie sieht aus wie Audrey Hepburn in “Breakfast at Tiffany’s”, nur strenger und unnahbarer.

Chris hockt wie ein devoter Lakai auf einem schmalen Klappsitz ihr gegenüber, den Blick gesenkt. Er darf sie weder anschauen noch ansprechen.

Der Chauffeur in grauer Uniform und grauer Schirmmütze wirft ab und an einen Blick auf die attraktive, unnahbar scheinende Frau. Das missfällt ihr.

GEBIETERIN ASTRID (Richtung Chris): Der Chauffeur stört mich.

Chris schreckt hoch, wendet sich an den Chauffeur.

CHRIS (Kommandoton): Die Trennscheibe hoch, aber zügig.

Der Chauffeur grinst breit, als die Trennscheibe hochsurrt …

INNEN. HUNDEZUCHT – TAG

Eine HUNDEZÜCHTERIN (54), eine kräftige Frau mit Kittel, hält eine jungen Terrierhündin auf dem Arm.

HUNDEZÜCHTERIN: Die kleine Hundedame ist stubenrein und entwöhnt.

GEBIETERIN ASTRID (zu der Hündin): Du bist aber eine süße kleine Dame.

Dieser Blick bricht jeder Domina das Herz

HUNDEZÜCHTERIN: Die Stammbaum-Zeugnisse sind in Ordnung, geimpft ist sie auch.

GEBIETERIN ASTRID: Wie heißt sie denn?

HUNDEZÜCHTERIN: Belinda zu Hohenstein vom Hahnenweg die Vierte.

GEBIETERIN ASTRID: Aber nein, nicht doch, sie heißt Mademoiselle Catherine.

HUNDEZÜCHTERIN (keine Reaktion): Wer bezahlt? Sie oder der Freier da?

Astrid macht auf dem hohen Absatz kehrt und verlässt ohne ein weiteres Wort den Raum.

CHRIS: Ein bisschen mehr Anstand könnte Ihnen nicht schaden.

HUNDEZÜCHTERIN: Ich frage mich, ob ich einem Pärchen wie euch beiden, meine Belinda überhaupt anvertrauen kann?

Chris holt eine Geldrolle hervor. Er zählt ein, zwei, drei 100-Euroscheine ab, erhält aber keine Reaktion der Züchterin, ein vierter Schein, dann ein fünfter. Jetzt erst nickt die Züchterin.

Er reicht ihr die Scheine. Aber sie deutet mit dem Kopf auf ihre Kitteltasche, Chris steckt das Geld dort hinein, worauf die Züchterin ihm die Hündin in die Arme drückt.

HUNDEZÜCHTERIN: Ich hätte da noch ein schönes eingewohntes Körbchen und das Lieblingsspielzeug der kleinen Dame, einen lustigen Quietschknochen. Mademoiselle Catherine wackelt immer so süß mit ihrem Schwänzchen, wenn sie hineinbeißt. Für zwei weitere Hunderter können Sie damit bei Ihrer Nutte punkten.

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