BEZAHLSCHWEINCHEN – Szenen 19 + 20

Um Gebieterin Astrid zu beeindrucken, hat Chris an Kohle flüssig gemacht, was er nur konnte. Allmählich beginnt seine ahnungslose Lebensgefährtin Tonia jedoch, an den Dingen zu zweifeln. Die Lage spitzt sich zu. Chris ist so abgebrüht, dass er Tonia hilft, die von ihm geklauten Wertsachen zu suchen . . .

INNEN. WOHNUNG CHRIS UND TONIA, WOHNZIMMER – MORGEN

Tonia im Businesskostüm, die Haare hochgesteckt. Sie nimmt die Sofakissen hoch, fühlt in den Ritzen.

TONIA: Die müssen hier doch irgendwo sein.

Chris im Anzug. Er ist bereit für die Arbeit. Bestens gelaunt, hilft er ihr suchen.

CHRIS (sieht in Schubladen): Hast du auch richtig im Schlafzimmer nachgeschaut?

TONIA (fühlt in Sesselritzen): Ich habe überall nachgeschaut.

CHRIS: Küche, Bad, Gästeklo, Keller?

TONIA: Keller … ? Ohrringe lösen sich doch nicht einfach in Luft auf.

CHRIS (schaut in Schrank): Bist du sicher? Du hast sie nicht irgendwo rausgenommen? Beim Sport vielleicht?

TONIA: Die sind von meiner Tante Ulla. Damit gehe ich nicht zum Sport. (Pause) Außerdem habe ich sie ewig nicht getragen.

CHRIS: Wie sehen sie denn aus?

TONIA: Jetzt tu nicht so. Die goldenen Ohrringe mit den Brillanten.

CHRIS: Die stehen dir echt gut.

Tonia setzt sich niedergeschlagen an den Esstisch.

TONIA: Erst das Geld, jetzt die Ohrringe.

CHRIS (alarmiert): Was für ‘n Geld?

TONIA: Ich will bezahlen und dachte, ich hätte genügend Bargeld im Portemonnaie, mindestens 200, aber dann war es nur noch die Hälfte.

CHRIS: Hattest du keine EC-Karte dabei?

Nicht Tante Ullas Ohrringe, aber auch gut versetzbar

TONIA: Sind das die ersten Anzeichen von Alzheimer? Bei Tante Ulla fing es genau so an, erst fand sie nichts wieder und dann lief sie nackt über die Straße und suchte ihre Mutter, die zwölf Jahre tot war.

CHRIS: Quatsch. Im Übrigen war Tante Ulla schon alt.

TONIA: Sie war erst 34.

CHRIS: Bis dahin hast du noch neun Jahre. Du hast dich einfach nur geirrt, passiert mir auch schon mal.

TONIA (mustert ihn): Du bist in letzter Zeit echt seltsam, weißt du das?

CHRIS (sofort unter Druck): Ich bin seltsam? Ich verliere kein Geld und keine Ohrringe und kann mich nicht dran erinnern. Oder?

TONIA: Nein, du schwankst nur ständig zwischen Apathie und Euphorie.

CHRIS: Kein Wunder, ich hab Stress und das nicht zu knapp, sag ich dir. Guido ist fürchterlich …

OFF: Die Haustürklingel.

CHRIS: Da ist er schon. Fürchterlich. Du machst dir keine Vorstellung. (Pause) Deine Ohrringe finden sich bestimmt wieder.

TONIA: Das sagst du nur so.

CHRIS: Ich weiß es. Tschüss, mein Schatz.

Er nimmt seine Laptoptasche und geht eilig. Misstrauisch blickt Tonia ihm nach.

INNEN. WOHNUNG CHRIS UND TONIA, WOHNZIMMER – TAG

Tonia öffnet ihren Laptop, geht online, klickt auf die Website der WESTBANK.

Sie sucht in ihrem Smartphone nach dem Passwort. Tippt es ein.

OFF: Chris’ Kontoübersicht öffnet sich.

Tonia sieht das Konto, blickt ungläubig, ja entgeistert.

TONIA: Das ist doch . . .

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