CONTRE FRAGT COMPART zu MONEYSHOT

Warum hast du dich für eine Neuauflage entschieden?

Das e-Book ist seit Jahren nicht mehr lieferbar, da ich mit der Form unzufrieden war. Nachdem ich das Hörspiel bei YouTube eingestellt hatte, bekam ich ein paar Zuschriften, die ihr Interesse an dem Roman bekundeten. Und da wurde mir erstmal klar, dass es MONEYSHOT nie als gedrucktes Buch gegeben hat. Also genau das richtige für ZERBERUS BOOKS. Es war interessant, das Ding zu überarbeiten. Da wurden Erinnerungen an Leute wach, die ich mal kannte und natürlich auch an Situationen und Milieus. Alles natürlich verfremdet und hypertrophiert.

Was hat sich verändert, seit dem Moneyshot zum ersten Mal erschienen ist?

Porno ist noch stärker ins Netz abgewandert. Das große Geld macht da nur noch ein undurchsichtiger Konzern. Für die Webcam-Girls scheint es sich noch zu rechnen, aber auf welchem Niveau? Die Verbreitung hat sich durch das Netz vergrößert, aber sicherlich nicht der Profit. An den Formen der Produktion hat sich nichts verändert. Ausgenommen die Zunahme von Cam-Girls, was nur eine oberflächliche Autarkie der Betreiberinnen suggeriert. Abkassiert wird immer von denselben Kretins.

Pornographie ist Teil des Alltags und breiter erhältlich als je zuvor. Wie siehst du das?

Porno entwickelte sich seit den 1970ern immer mehr zum Mainstream. Das hat vielleicht auch mit der sich verändernden Sexualmoral zu tun. Aber es ist zutiefst verstörend, dass bereits Kinder Zugriff auf die ekelhaftesten Formen kranker Sexualität haben. Die Auswirkungen sind heute noch gar nicht abzuschätzen. Pornographie kann auch ein Diagnoseblatt einer kranken Gesellschaft sein. Und ich meine nicht nur Kinderpornographie und Snuff.

Pornographie ist ein lohnendes Geschäft, weil es den männlichen Sexualtrieb bedient.

Was mir beim Porno schon immer auf den Senkel gegangen ist, ist das dort propagierte Männerbild: Männer werden dargestellt als immer geile Idioten, die nichts im Kopf haben außer vögeln.

Und wie ist das mit der dargestellten Drogenkonsumption?

Einen ähnlichen Prozess wie die Pornographie durchlaufen gerade die leistungsorientierten Drogen wie Kokain und Amphetamine. Jeder weiß, dass sie im gehobenen Management und in der Politik eingesetzt werden und auf Grund zunehmenden Drucks unverzichtbarer werden. Dass sie bei dem entsprechenden Klientel nicht oder selten wahrgenommen werden, liegt zum Teil daran, dass sie in Polizeikontrollen nur mit Fahrern geraten. Und wenn mal eine Bank in der Führungsebene von Steuerfahndern durchsucht wird (was dank Schäuble so gut wie nie passiert) wird ein Drogenschnelltest nicht mitgeführt.

In MONEYSHOT schildere ich ja nur die Mittelstandsebene, deren zunehmenden Verlust wir zu beklagen gelernt haben. Die kenne ich ganz gut. Meine Mutter war 20 Jahre lang Stadträtin in Witten; meine Tante eine der ersten Frauen im Bundestag.

Darum ging es dir bei MONEYSHOT?

Auch. Zumindest im Subtext. In erster Linie ging es mir darum, ein schnelles, schmutziges Buch zu schreiben, dass man auf einem Sitz lesen kann. Wie ich das aus meiner verheimlichten Jugendlektüre kannte.

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